Franz
Carl
(Karl) Albert Sondermann wurde in Gummersbach am 18. März 1836 als Sohn des
Franz Carl
Albert Sondermann
(1806-1882) und der Maria Henriette
Philippine
Stahlschmidt (1806-1897) geboren.
Ehe mit Emilie Wollenweber
Er heiratete in Dieringhausen am 17. September 1863 Emilie Cornelie Wollenweber, Tochter des Friedrich Johann Caspar Wollenweber aus Ohl (Dieringhausen) und der Lisette Bergerhoff. [1] Emilie Wollenweber wurde am Weihnachtstag des Jahres 1840 in Dieringhausen geboren.
Das Ehepaar hatte fünf Kinder:
Zur Geburt der Söhne Kinder Karl, Emilie und Richard veröffentlichte das Ehepaar folgende Geburtsanzeigen [1a]:
Spinnerei- und Pfeifenfabrik Carl Sondermann senior
Noch vor dem Tod des Vaters
Franz Carl Albert Sondermann senior
übernahm Franz Carl Albert Sondermann junior mit seinem Bruder
Wilhelm Sondermann
vermutlich im Jahr 1870 die Leitung der Spinnerei und Pfeifenschlauchfabrik in Niederseßmar.
Die Brüder führten die Spinnerei und Pfeifenschlauchfarik noch nach dem Tod des Vaters zusammen fort. Wilhelm Sondermann erbaute sich allerdings ab 1885 eine neue Pfeifenfabrik und schied 1889 aus dem gemeinsamen Unternehmen aus. Die Spinnerei verblieb im alten Fabrikgebäude des Vaters und wurde von Franz Carl Albert Sondermann junior fortgeführt.
Die folgenden Quellen bis 1889 vermitteln u. a. den Eindruck, dass die Fabrik nach dem Tod des
Franz Carl Albert Sondermann senior
in nicht geringem Umfang baulich überholt wurde, wobei offenbar noch unter der Firmierung des Vaters gehandelt wurde. Zudem wurden dem "Carl Sondermann" in Niederseßmar in den Jahren 1882 und 1883 zwei Patente gewährt, die darauf hinweisen, dass die Produktion ab diesen Jahren auf Stöcke und Schirme erweitert wurde.
Ab dem m Jahr 1882 bis zum Jahr 1889 werden die für die Gesamtfabrik und die Spinnerei relevanten Quellen hier, die für die Pfeifenfabrik relevanten Quellen unter den Ausführungen zu
Wilhelm Sondermann
dargestellt.
In der "Spinnerei Carl Sondermann" in Niederseßmar erfolgte am 7. September 1882 die Revision eines Dampfkessels. Dabei wurde vermerkt, dass der Dampfkessel wegen Umbaus außer Betrieb gewesen war [1c].
Am 11. März 1883, beantragt "Carl Sondermann" auf dem Gelände (Flur 41, Nr. 537/157) der geerbten Fabrik den Neubau (Anbau) einer Schlosserwerkstätte [2].
Spinnerei Carl Sondermann junior
Nach dem 1936 im Deutschen Geschlechterbuch veröffentlichten Stammbaums der Familie war Carl Sondermann „Fabrikant zu Gummersbach“ [3], obwohl seine Fabrik in Niederseßmar lag. Gummersbach ist als Ortsangabe wohl nur deshalb verwendet worden, da er in der Alten Vogtei in Gummersbach und nicht in Niederseßmar gewohnt hat.
Eine Revision eines Dampfkessels erfolgte am am 27. Oktober 1884 bei "Carl Sondermann" in Niederseßmar [4].
Eine weitere Revision eines „alten Kessels“ in der Fabrik „Carl Sondermann“ in Niederseßmar erfolgte am 23. Oktober 1886 [5].
Im Jahr 1887 wurd Carl Sondermann für den Stadtbezirk Gummersbach als berechtigter Gewerbetreibender für die Wahlen zur Handelskammer am 6. Dezember 1887 geführt [6].
Im Jahr 1888 erfolgte die Neuconcessionierung eines alten Dampfkessels auf Flur 41 No.575/157 mit der Bezeichnung „Koerver & Lersch Krefeld, erbaut 1873, No. 135“. Als höchste zulässige Belastung wurden 4 Atü festgesetzt [7].
Aus der Steuerliste der Stadtgemeinde Gummersbach des Jahres 1888 ist ersichtlich, dass von den 2000 steuerzahlenden Bürgern nur wenige eine dreistellige Summe zahlten. Die Liste führen Namen wie Carl Barthels (648 Mark), Ferdinand Krawinkel (576 Mark), Hermann Müller (432 Mark), Carl Alexander Baldus (360) und Wilhelm Wollenweber (288) an. Es folgen weitere 25 Namen zumeist mit einer Steuerzahlung von unter 200 Mark. Darunter auch Carl Sondermann mit 144 Mark Steuern. Sein Bruder Wilhelm Sondermann zahlte hingegen nur 108 Mark, obwohl diesem das größere kaufmännische Talent nachgesagt wird [8].
Eine weitere Revision eines Dampfkessels wurde im Jahr 1889 durchgeführt [9].
Nachdem Wilhelm Sondermann in den Jahre 1885 bis 1889 seine neue Fabrik erbaute und in Betrieb setzte, trat er aus dem Unternehmen "Carl Sondermann" aus, das sein Bruder danach alleine fortführte: [9a]
Im Jahr 1889 wurde Carl Sondermann entsprechend im „Führer durch das oberbergische Land“ als „Spinnerei von Carl Sondermann“ geführt [10]. So heißt es dort zu Gummersbach: „Sehr bedeutend ist in Stadt und Umgegend die Gewerbetätigkeit. (Jeden Mittwoch Börsensitzung.) Eine Wanderung durch den Singerbrink nach Mühlenseßmar und von da im Sessmarthale abwärts nach dem 2,7 km von der Ortsgrenze entfernten Bahnhof […] führt uns an zahlreichen gewerblichen Anlagen vorüber: Oelfabrik von R. Siebert, Streichgarnspinnerei und Wollfärberei von Gustav Adolf Heuser, Shoddyspinnerei und Färberei von M. Pickhardt medior, Kunstwollspinnerei und Zwirnerei von Knoblauch und Hellemanns, Spinnerei und Weberei Emil Wilhelm Sondermann, Dampbrettschneiderei und Mühlenbrauerei von Kraus, Fabrik von Zanella und halbwollenen Stoffen von Eduard Sondermann, Spinnerei von Carl Sondermann, Pfeifenfabrik von
Wilhelm Sondermann.“
Am 20. Mai 1889 beantragt Carl Sondermann auf Flur 36, Flurnummer 366/75 und 367/75 den Neubau eines Lagers für Rohmaterial. Der geplante Bau ist auf unten stehender Skizze dargestellt, die J. Woelke anhand der Originalzeichnung des Bauantrags angefertigt hat [11]. Vermutlich lag das Gelände gegenüber der Fabrik auf der anderen Seite der Chaussee.
Im Jahr 1890 wurde die "Spinnerei C. Sondermann" in Niederseßmar in einer Übersicht des Bürgermeisteramts der Stadt Gummersbach mit 30 Beschäftigten verzeichnet, wovon zwei Beschäftigte (je ein Beschäftigter männlich und weiblich) unter 16 Jahre alt waren. Von den 28 über 16 Jahre alten Beschäftigten waren 13 männlich und 15 weiblich. Sämtliche weibliche Beschäftigte waren ledig [12].
Während in einer Gewerbeübersicht für das Jahr 1875 die später zwischen
Wilhelm Sondermann
und Franz Carl Albert Sondermann junior geteilte Fabrik des Vaters
Franz Carl Albert Sondermann
noch mit 45 Arbeitskräften geführt wurde [13], sind es nun in der Gewerbeübersicht von 1890 bei
Wilhelm Sondermann
61 Beschäftigen und bei Franz Carl Albert Sondermann junior 30 Beschäftigte [14]. Die Größe des Unternehmens hat sich daher, gemessen an der Anzahl der Beschäftigten der Brüder insgesamt, innerhalb von 15 Jahren verdoppelt. Allerdings konnte es in Summe bei Weitem nicht mit der geradezu explodierenden wirtschaftlichen Gesamtentwicklung der Region Schritt halten. Waren im Jahr 1875 nur vier Unternehmen größer, sind es nun sieben mit großem Abstand: Spinnerei und Weberei E. W. Sondermann (242 Beschäftigte), Dampfkesselfabrik L. u. C. Steinmüller (261 Beschäftigte), Spinnerei und Strickerei Müller & Sohn in Dümmlinghausen (331 Beschäftigte), Spinnerei und Strickerei und Näherei A. Reusch (190 Beschäftigte), Spinnerei und Weberei Krawinkel in Vollmerhausen (209 Beschäftigte), C. A. Baldus in Friedrichsthal (185 Beschäftigte), Spinnerei Erkenzweig & Co. (127 Beschäftigte). [15]
Zur Fabrik gehörte laut Adele Bloesch-Stöcker um 1890 auch "ein langgezogener Teich, dessen Wasser dazu dienten, den Maschinen die nötige Kraft zuzuführen, denn damals verstand man es noch nicht, elektrische Energien der Technik dienstbar zu machen." [15a]
Ende der Spinnerei Carl Sondermann junior
Trotz der Hochzeitsgabe seines Schwiegervaters Friedrich Wollenweber ging Carl Sondermann in Konkurs, wahrscheinlich im Jahr 1897 [16].
So muss die Spinnerei des Carl Sondermann nach August Prinz zwischen 1895 und 1906 wie so viele andere "[...] zum Stillstand gekommen [...]" sein [17]. Gleiches Schicksal wiederfuhr nach derselben Quelle in dieser Zeit auch die Spinnerei Ernst Pickhardt in Gummersbach, die ihre Ursprünge auf einen Betrieb des Johann Wilhelm Sondermann zurückführt. Daneben stellt auch die Spinnerei Fritz Bauer in Brück in diesem Zeitraum ihre Tätigkeit ein. Fritz Bauer war verheiratet mit Amalie Sondermann, einer Schwester des Karl Sondermann.
In einem Bericht zur Lage am Arbeitsmarkt in Gummersbach vom 30. Januar 1902 berichtet der Polizist Jürgens: "Keine Arbeitslosigkeit im 5. Stadtbezirk, außer der Fabrik Carl Sondermann, Niederseßmar, sind alle Fabriken bis auf einige mit geringen Beschränkungen in vollem Betriebe." [18]
Im Jahr 1903 eröffnet die C. G. Maurenbrecher AG auf dem ehemaligen Sondermann'schen Fabrikgelände eine Niederlassung. So teilt die C. G. Maurenbrecher AG (Krefeld) am 11. März 1903 dem Bürgermeisteramt Gummersbach mit, dass von ihr in der C. Sondermann'schen Fabrik in Niederseßmar eine Reißerei, verbunden mit Sortierei und Färberei errichtet wurde. Der Betriebsbeginn sei der 16. März 1903 [19].
Das bzw. die ehemalige(n) Fabrikgebäude des Carl Sondermann wurden im Jahr 1974 unter der Regie der Entwicklungsgesellschaft Gummersbach schließlich abgebrochen [20]. Die Fabrik lag an der Ecke Gummersbacher Straße/Vosselstraße. Eine Gedenktafel des Bürgervereins weist heute auf den Fabrikstandort hin:
Noch heute sind zu Füßen des Hinweisschildes die Grundmauern der Fabrik zu sehen:
Interesanterweise ist im Jahr 1897 das Grundstück der Spinnerei des Carl Sondermann laut Grundbucheintrag im Eigentum der "Erben Sondermann" und nicht etwa im Eigentum des Carl Sondermann junior [21].
Es kann sich bei den Erben nicht um die Erben des Carl Sondermann junior handeln, denn dieser verstirbt erst im Jahr 1908. Vielmehr muss es sich um die Erben des Carl Sondermann senior und/oder dessen Frau Philippine Stahlschmidt handeln:
1) Das Fabrikgelände könnte schon mit dem Tod des
Carl Sondermann senior
im Jahr 1882 auf die "Erben Sondermann" übergangen sein.
2) Das Fabrikgelände könnte mit dem Tod der Philippine Stahlschmidt erst im Jahr 1897 auf die "Erben Sondermann" übergangen sein.
3) Denkbar wäre auch, dass das Grundstück vor 1897 im Eigentum des Carl Sondermann junior lag, dieser aber das Grundstück aufgrund finanzieller Schwierigkeiten an seine Mutter zurückübertrug und das Gelände schließlich 1897 an die Erben Sondermann fiel.
Ob das Fabrikgelände auch nach 1897 noch im Eigentum der "Erben Sondermann" stand ist aus er dazu vorliegenden Quellen nicht eindeutig ersichtlich. Am 30.12.1916 ist als Eigentümer die Maurenbrecher AG vermerkt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss daher ein Verkauf erfolgt sein [22].
Das Lied vom Stapelgarn
August Prinz berichtet in einem Artikel im Jahr 1937 im Oberbergischen Boten, dass man in den schlechten Jahren 1890-1891 auf Veranlassung des Chr. Baldus eine Spinnerei-Vereinigung gründete. Zum ersten Stiftungsfest, am 10. Mai 1890, hatte Chr. Baldus ein Gedicht "Das Lied vom Stapelgarn" verfasst, das in humorvoller Weise die Leiden der damaligen Stapelgarn-Spinner besingt [23]. Im Gedicht finden zahlreiche Spinnerei-Fabrikanten des Oberbergischen Erwähnung. Die letzten Strophen des Liedes sollen Carl Sondermann betreffen [23a]:
"Dat Lied vom Stapelgarn
Kenn'n it uck dat neue Lied, neue Lied,
Wat us all' im Sinne liet,
Van dem Stapelgarn?
[...]
Der Sondermann, dei tümmt am Änge,
Eck gläuw, em springen bal de Bänge [=Bände]
Van dem Stapelgarn
Sondermann, oh Sondermann,
Wat fang'n wie nu alle an
Mett dem Stapelgarn???" [24]
Die Burg in Gummersbach
Carl Sondermann junior erbte die Burg in Gummersbach von seinem 1882 verstorbenen Vater
Franz Carl Albert Sondermann senior, denn als im Jahr 1897 die Burg verkauft wird, wird diese als die "Karl Sondermannsche" Besitzung betitelt.
So heißt es in der Anzeige vom 26. Februar 1897 (und damit zwei Monate vor dem Tod der Philippine Sondermann geb. Stahlschmidt): "Die Karl Sondermannsche Besitzung "die Burg" ist für den Betrag von 28.000 Mark in den Besitz des Herrn W. Kritzler jun. hier übergegangen" [25].
Carl Sondermann zieht wohl erst nach Oktober 1882 in die Burg, denn im Oktober 1882 wird er in einem Artikel zur Sparkasse Gummersbach in der Gummersbacher Zeitung noch mit dem Wohnort Niederseßmar geführt. [26] Entsprechend berichtet Adele Bloesch-Stöcker ohne genaue Jahresangabe, dass Carl Sondermann am Rande Niederseßmars an der Straße nach Gummersbach wenige Minutern enfernt von seinem Bruder Wilhelm Sondermann gewohnt habe. [26a]
Ebenfalls im Februar 1897 verkaufte Carl Sondermann wahrscheinlich das zum Bahnhof hin gelegene und bis dahin wohl von seiner Mutter Philippine Sondermann geborene Stahlschmidt bewohnte Nebengebäude der Burg an seine Cousine Adeline Sondermann verheiratete Krüger.
Gemeindepolitik
Im Oktober des Jahres 1882 ist Carl Sondermann als Mitglied des Kuratoriums der Sparkasse Gummersbach belegt. Das Kuratorium bestand aus folgenden Mitgliedern: Daniel Heuser, Eduard Viebahn, Edm. Siebel, Eduard Sondermann, Christian Schirp, Franz Heuser, Gottlieb Höstermann und Carl Sondermann aus Niederseßmar [27]. Offenbar hat Carl Sondermann das Amt von seinem Vater übernommen bzw. dieses fortgeführt, denn
Franz Carl Albert Sonderman senior
war bereits im Jahr 1864 Mitglied des Kuratoriums.
Im Dezember 1875 wird Carl Sondermann Mitglied des "Waisenrathes" gewählt (neben Ch. Schirp, Wilh. Steinmüller, C. A. Huland, August Jonas und Heinrich Schirp). [27a] Ob er auch zugleich Stadtverordneter war, ist nicht klar.
Preußisches Abgeordnetenhaus
Im Jahr 1866 wurde Carl Sondermann als Wahlmann für die Abgeordneten zum Preußischen Abgeordnetenhaus (IX. Wahlperiode) von der dritten Klasse gewählt [27b]:
Sonstiges
Nach Walter Brensing war Carl Sondermann Gründungsmitglied des am 10. August 1865 gegründeten Gummersbacher Männerchores [28].
Im Jahr 1861 war Carl Sondermann Mitgründer bzw. eines der ersten Mitglieder des Gummersbacher "Vereins für Leibesübungen", des heutigen insbesondere durch seine Handballerfolge bekannten VfL Gummersbach von 1861 e. V. [28a]
Im Dezember des Jahres 1871 wurde der Vorstand der Gesellen- und Fabrikarbeiter-Unterstützungskasse gewählt. Für den "Stand der Fabrikanten" wurden als Stellvertreter Carl Sondermann und
Ferdinand Knublauch
für die Vorstände Bernhard Siebel und Ludwig Winckel gewählt. [28b]
In den Jahren 1875 und 1880 verkaufte "C. Sondermann aus Niederseßmar" jeweils ein Piano an ein Klavierbauunternehmen der
Familie Ibach. Die Pianos wurden ursprünglich von der "Pianofortefabrik von Friedrich Prein" in Köln erworben [29]. Die Verkäufe deuten auf eine rege musikalische Aktivität der Familie hin.
Zur Person Carl Sondermann junior
Werden die Unternehmen der Brüder getrennt betrachtet, fällt deutlich ins Auge, dass Carl Sondermann bei Weitem nicht so von der wirtschaftlichen Entwicklung profitieren konnte wie sein Bruder Wilhelm Sondermann und seine Vettern Emil Wilhelm Sondermann und Eduard Sondermann. So wird mit der unterschiedlichen Entwicklung der Beschäftigten der Unternehmen des Wilhelm Sondermann und des Franz Carl AlbertSondermann junior die unterschiedliche kaufmännische Begabung der Brüder offenbar, von der auch die Berichte des Dr. Günther Sondermann zeugen:
Sein Enkel Dr. Günter Sondermann berichtet, dass Karl Sondermann mehr "[...]
Büromensch als Kaufmann
[...]" war [30].
Er war "[...] pünktlich im Kontor und als Beamter mehr geeignet als Fabrikant." Weiter berichtet er, dass seine Fabrik, "[...] wenn man von Gummersbach nach Niederseßmar kam die erste im Ort
[...]" war. Weiterhin schreibt Günter Sondermann, dass "[...] er ... mit Zylinderhut nach England ... fuhr, um seine Fabrikate an ... zu bringen, und als Kaufmann keinerlei Talent hatte, so ist, wie ich im Bilde bin, seine Pleite um 1900 herum, die natürliche Folge - aber die Söhne oder Schwiegersöhne reicher Eltern mussten damals eben eine Fabrik leiten [...]." [31]
Weiterhin führt er aus, dass "[...] die Schwestern meiner Großmutter [Emilie Wollenweber] und sie selbst von der reichen Familie Wollenweber in Dieringhausen bei ihrer Hochzeit - einem Ondit zufolge jede blanke 100.000 Thaler mitbekommen haben sollen - aber die Ehemänner Karl Sondermann, mein Großvater, Hugo Winckel in Gummersbach Grotenbach, weil es damals zu üblich war unbedingt eine Fabrik vorstehen sollten und alles andere als tüchtige Kaufleute waren und kaum ihren Lebensunterhalt damit verdienten, aber wie Beamte pünktlich auf dem Kontor waren." [32]
Um die 100.000 Thaler Mitgift für Emilie Wollenweber einzuordnen, kann auf eine Berechnung des Landrats Kaiser aus dem Jahr 1863 zurückgegriffen werden. Dieser errechnete, dass das jährliche (!) Existenzminimum einer fünfköpfigen Familie in Gummersbach bei 200 Thaler Jahreseinkommen lag. [32b] Das nicht pfändbare Netto-Einkommen bei drei unterhaltspflichtigen Personen liegt im Jahr 2019 bei ca. 2.050 EUR, was einem Jahreseinkommen von ca. 25 TEUR entspricht. Die Mitgift würde heute daher umgerechnet 12,5 Millionen Euro betragen.
Adele Bloesch-Stöcker berichtet, dass der Bruder Wilhelm Sondermann ziemlich unnahbar war, ihre Eltern nach ihrem Umzug nach Niederseßmar im Gegensatz dazu zu Carl Sondermann bald nähere Beziehungen hatten, "[... ] da eine Tochter [Emilie Sondermann] und zwei Söhne [Richard Sondermann und Adolf Sondermann] noch die Schule [...]" ihres Vaters besuchten. [32c]
Tod des Ehepaares
Nach seinem Konkurs zog Carl Sondermann zusammen mit seiner Frau zu seinem Sohn Adolf Sondermann nach Köln [33]. Der Zeitpunkt des Umzugs ist wahrscheinlich nicht vor 1897 zu suchen, denn in diesem Jahr wurde die Burg, wohl ein Nebengebäude (siehe dazu die Erläuterungen zum Leben von
Adeline Sondermann verheiratete Krüger) und wahrscheinlich auch weiterer Grundbesitz von Carl Sondermann verkauft. Im Adressbuch der Stadt Köln erscheint Carl Sondermann erstmals im Jahr 1904. Vermutlich verzog er erst in diesem Jahr oder kurz zuvor nach Köln [33a] und daher ungefähr zeitgleich mit seiner Schwester
Alwine Sondermann geb. Kayser. In Köln-Ehrenfeld blieb das Ehepaar bis zu seinem Lebensende wohnen: [33b]
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Emilie Sondermann geb. Wollenweber
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Carl Sondermann verstarb in Köln Ehrenfeld am 9. Januar 1908. Seine Frau überlebte ihn und verstarb am 19. Dezember 1923 ebenfalls in Köln-Ehrenfeld. [33c]
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Exkurs: Die Familie Wollenweber
Emilie Wollenweber war eine Tochter von Friedrich Johann Caspar Wollenweber aus Ohl (Dieringhausen) und der Lisette Bergerhoff.
Aus der Ehe Wollenweber-Bergerhoff gingen weitere Kinder hervor, u. a.:
- Ferdinand Wollenweber in Dieringhausen, der Thekla Höstermann heiratete. Deren Söhne waren Max und Eugen Wollenweber.
- Wilhelm Wollenweber, die mit Elmire Thiel verheiratet war. Aus der Ehe stammen Fritz und Emmy Wollenweber.
- Bertha Wollenweber, die mit Louis Lentz verheiratet war.
- Lina Wollenweber, die mit Hugo Winckel verheiratet war. Enkel der Lina Wollenweber war Ottmar Kohler, ein Chirurg, der durch den gleichnamigen Roman von Heinz Konsalik als Arzt von Stalingrad bekannt wurde. (Hinweis: Ein E. W. Winckel (nicht Hugo Winckel) heiratet zwischen dem 28. April 1869 und dem 11. Mai 1869 in Gummersbach L. Wollenweber). [34]
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Thekla Wollenweber geb. Höstermann
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Elmire Wollenweber geb. Thiel
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Erhalten hat sich, leider nur als schlechte Kopie (Der Verlbeib des Originals ist unbekannt), eine Porträtsammlung aus dem Jahr 1880, die zur goldenen Hochzeit des Ehepaares Wollenweber-Bergerhoff erstellt wurde und die Kinder, Schwiegerkinder und Enkel des Ehepaares zeigt:
[1] Vgl. Sondermann, Carl/Sondermann, Emilie (1864): Anzeige zur Vermählung, in:
Kölnische Zeitung v. 18. September 1863, Nr. 259, Erstes Blatt, S. 4.
[1a] Vgl. Sondermann, Karl/Sondermann, Emilie (1865): Geburtsanzeige Karl Sondermann, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 59, S. 3;
Sondermann, Carl (1871): Geburt Richard Sondermann, in: Gummersbacher Zeitung v. 1. März 1871, Nr. 27, S. 2; Sondermann, Carl (1866): Geburtsanzeige Emilie Sondermann, in: Kölnische Zeitung v. 26. März 1866, Nr. 85, Erstes Blatt, S. 3; Sondermann, Carl (1871): Geburtsanzeige Richard Sondermann, in: Kölnische Zeitung v. 28. Februar 1871, Nr. 59, Zweites Blatt, S. 3; Sondermann, Carl (1873): Geburtsanzeige Adolf Sondermann, in: Kölnische Zeitung v. 23. Juni 1873, Nr. 172, Zweites Blatt, S. 3; Sondermann, Carl/Sondermann, Emilie (1883): Geburtsanzeige Otto Sondermann, in: Kölnische Zeitung v. 29. Juni 1883, Nr. 178, Zweites Blatt, S. 3.
[1b] frei
[1c] Vgl. Stadt Gummersbach (1882): Revision eines Dampfkessels in der Spinnerei Carl Sondermann, in: Gummersbacher Stadtakte 4334 "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision 1863-1890“.
[2] Vgl. Stadt Gummersbbach (1883): Antrag auf Anbau einer Schlosserwerkstätte durch Carl Sondermann, in: Gummersbacher Stadtakte 2044 (?).
[3] Vgl. Sondermann et al. (1936): Sondermann 2., aus Langenberg im Rheinlande, in: Koerner, Bernhard (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch Band 92, Görlitz, S. 501.
[4] Vgl. Stadt Gummersbach (1884): Revision eines Dampfkessels bei Carl Sondermann, in: Gummersbacher Stadtakte 4334 "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision 1863-1890“.
[5] Vgl. Stadt Gummersbach (1886): Revision eines Dampfkessels in der Spinnerei des Carl Sondermann, in: Gummersbacher Stadtakte 4334 "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision 1863-1890“.
[6] Vgl. Handelskammer(1887): Berechtigte Gewerbetreibenden zur Wahl für die Handelskammer am 6. Dezember 1887, Archiv II. Stamm, Carl.
[7] Vgl. Stadt Gummersbach (1888): Neuconcessionierung enes Dampfkessels von 1873, in: Gummersbacher Stadtakte 4334, "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision 1863-1890“.
[8] Stadt Gummersbach (1888): Aus der Steuerliste der Stadtgemeinde Gummersbach, in: Gummersbacher Zeitung v. 12. Juni 1888.
[9] Vgl. Stadt Gummersbach (1886): Revision eines Dampfkessels in der Spinnerei des Carl Sondermann, in: Gummersbacher Stadtakte 4334 "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision 1863-1890“.
[9a] Vgl. Königliches Amtsgericht Köln (1889): Austritt Wilhelm Sondermann, in: Kölnische Zeitung v. 19. Januar 1889, Nr. 19, Drittes Blatt, S. 2.
[10] Vgl. Streit (1889): Führer durch das Oberbergische Land. Gebiet der oberen Wupper, Agger, Wiehl, Sülz, Broel und unteren Sieg sowie Bensberg und Umgegend, Barmen, S. 8 f.
[11] Vgl. Sondermann, Carl (1889): Antrag für den Bau eines neuen Lagers für Rohmaterial v. 20. Mai 1889, in: Gummersbacher Stadtakte 2085.
[12] Vgl. Sondermann et al. (1936): Sondermann 2., aus Langenberg im Rheinlande, in: Koerner, Bernhard (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch Band 92, Görlitz, S. 501.
[13] Vgl. Stadt Gummersbach (1876): Gewerbeübersicht v. 8. Juni 1876, in: Gummersbacher Stadtakte 4288.
[14] Vgl. Stadt Gummersbach (1890): Gewerbeübersicht v. 1890, in: Gummersbacher Stadtakte 4355.
[15] Adele Bloesch-Stöcker bezeichnet die Fabrik des Carl Sondermann ohne konkrete Jahresangabe als Baumwollspinnerei und als "ziemlich groß". Die Fabrik lag am Rande des Dorfes Niederseßmar in Richtung Gummersbach Vgl. Bloesch-Stöcker, Adele (1968): Niederseßmar, das Rheinlanddorf vor achtzig Jahren, ohne Ort, S. 4-5.
[15a] Vgl. Bloesch-Stöcker, Adele (ohne Jahr): Schulschätze, ohne Ort, S. 8.
[16] Vgl. Sondermann, Günther (1979f): Brief an Jürgen Woelke v. 14. November 1979, Freiburg.
[17] Vgl. Prinz, August (1937): Mühlenthal im Wandel der Jahrhunderte und die Aggertaler Textilindustrie, in: Oberbergischer Bote v. 14. April 1937, FolgeVI.
[18] Vgl. Stadt Gummersbach (1902): Bericht zur Lage am Arbeitsmarkt, in: Gummersbacher Stadtakte 4355.
[19] Vgl. Maurenbrecher, C. G. (1903): Mitteilung an das Bürgermeisteramt Gummersbach, in: Gummersbach Stadtakte 4316; auch Woelke, Jürgen (o. Jahr): Notiz zur Eröffnung der Maurenbrecher AG. Die Jahresangabe 1916 auf dem Hinweisschild des Bürgervereins in Gummersbach e. V, das auf den Fabrikstandort verweist, muss daher falsch sein.
[20] Vgl. Woelke, Jürgen (o. Jahr): Notiz zum Abbruch der Spinnerei Carl Sondermann.
[21] Vgl. Stadt Gummersbach (1897): Grundbuchauszug zum Fabrikgelände Carl Sondermann.
[22] Vgl. Stadt Gummersbach (1916): Grundbuchauszug zum Fabrikgelände Carl Sondermann.
[23] Vgl. August, Prinz: Mühlenthal im Wandel der Jahrhunderte und die AggertalerTextilindustrie, in: Oberbergische Bote, April 1937; Folge I-IV; Bauert, I. (1951): 100 Jahre Geschichte der C. A. Baldus & Söhne KG, Osberghausen, S. 79.
[23a] Vgl. Habermas Ernst (ohne Jahr): Erläuterungen zum Lied vom Stapelgarn, ohne Ort.
[24] Vgl. Bauert, I. (1951): 100 Jahre Geschichte der C. A. Baldus & Söhne KG, Osberghausen, S. 79-83.
[25] Vgl. o. V. (1897): Mitteilung zum Verkauf der Burg in Gummersbach, in: Gummersbacher Zeitung v. 26. Februar 1897.
[26] Vgl. o. V. (1882): Kuratorium der Sparkasse Gummersbach, in: Gummersbacher Zeitung v. 5. Oktober 1882.
[26a] Vgl. Bloesch-Stöcker, Adele (1968): Niederseßmar, das Rheinlanddorf vor achtzig Jahren, ohne Ort, S. 4.
[27] Vgl. Sparkasse Gummersbach (1882): Das Kuratorium der Sparkasse in Gummersbach, in: Gummersbacher Zeitung v. 5. Oktober 1882.
[27a] Vgl. Albers (1875): Bekanntmachung zur Stadtverordnetenversammlung, in: Gummersbacher Zeitung v. 7. Dezember 1875, Nr. 143, S. 3.
[27b] Vgl. Kaiser (1866): Verzeichnis der Wahlmänner des Kreises Gummersbach, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 27. Juni 1866, Nr. 51, S. 1-2.
[28] Vgl. Brensing, Walter (1955): Ausführungen des Vorsitzenden des Gummersbacher Männerchores.
[28a] Vgl. Meißner, Ludwig (1903): Rückblick auf die Geschichte des Gummersbacher Turnvereins, in: Deutsche Turnerschaft Kreis VIIIb Rheinland Bergischer Gau (Hrsg.): Fest-Schrift für das Gau-Turnfest in Gummersbach am 27. und 28. Juni 1903, Gummersbach, S. 49.
[28b] Vgl. Albers (1871): Bekanntmachung zur Wahl des Vorstands der Gesellen- und Fabrikarbeiter-Unterstützungskasse, in: Gummersbacher Zeitung v. 12. Dezember 1871, Nr. 148, S. 3.
[29] Vgl. Speer, Florian (2000): Klaviere und Flügel aus dem Wupperthale, Instrumentenbau in der Wupperregion und am Niederrhein des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Orgel- und Klavierbaufamilie Ibach, Inaugural-Dissertation (Bergische Universität), S. 558.
[30] Vgl. Sondermann, Günther (1979f): Brief an Jürgen Woelke v. 14. November 1979, Freiburg.
[31] Vgl. Sondermann, Günther (1979e): Postkarte an Jürgen Woelke v. 4. September 1979, Freiburg
[32] Vgl. Sondermann, Günther (1979d): Brief an Jürgen Woelke v. 27. August 1979.
[32a] frei
[32b] Vgl. Bloesch-Stöcker, Adele (1968): Niederseßmar, das Rheinlanddorf vor achtzig Jahren, ohne Ort, S. 5.
[33] Vgl. Sondermann, Günther (1979e): Postkarte an Jürgen Woelke v. 4. September 1979, Freiburg.
[33a] Vgl. Greven, Anton Carl (Hrsg.) (1904): Greven's Adreßbuch für Köln und Umgebung 1904, 50. Jahrgang, Köln, Teil II, S. 596.
[33b] Nach dem Tode des Karl Sondermann ändert sich dessen Eintrag in den Adressbüchern der Stadt Köln zu "Sondermann, Carl, Ww., Rentn., Sondermann". Im Jahr 1918 fehlt einmalig der Assbucheintrag der Mutter. Ab 1925 entfällt auch der Adressbucheintrag der Mutter. Quellenangaben siehe Adolf Sondermann.
[33c] Vgl. Sondermann et al. (1936): Sondermann 2., aus Langenberg im Rheinlande, in: Koerner, Bernhard (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch Band 92, Görlitz, S. 501; Familie Carl Sondermann (1908): Sterbeanzeige Carl Sondermann, in: Kölnische Zeitung v. 10. Januar 1908, Nr. 31, Erste Morgenausgabe, S. 4; Familie Carl Sondermann (1923): Sterbeanzeige Emilie Sondermann geb. Wollenweber, in: Kölnische Zeitung v. 20. Dezember 1923, Nr. 863, Abendausgabe, S. 4.
[34] Vgl. o. V. (1869): Nachweisung Heirat E. W. Winckel und L. Wollenweber, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 19. Mai 1869, S. 1.