Chronik der Familie Sondermann

Johann Wilhelm Sondermann


Johann Wilhelm Sondermann (junior) wurde am 1. Januar 1804 in Elberfeld geboren. Seine Eltern waren Johann Wilhelm Sondermann (1770-1857) und Dorothea Catharina Wilhelmine Baltes (1776-1849).
Taufzeugen des J. W. Sondermann waren demnach der Fabrikant Adam Kümpel (Onkel mütterlicherseits), Wilhelm Rader (Onkel), Maria Gertrud Sondermann Wilhelms Witwe (Großmutter).

Ehe mit Wilhelmine Keller

J. W. Sondermann heiratete in Gummersbach am 17. Februar 1835 Wilhelmine Keller, Tochter des Bäckers Johann Wilhelm Keller und der Marie Catharina Bisterfeld. [1b] Wilhelmine Keller wurde am 12. Januar 1807 in Gummersbach geboren und dort am 23. Januar 1807 getauft.
Von Wilhelmine Sondermann geb. Keller hat sich als eine der wenigen Personen der II. Generation der Familie Sondermann in Gummersbach ein Porträt, neben der obenstehende Zeichnung von Carl Thiel, auch die nachfolgende Fotografie erhalten [1c].
Amalie Müller-Thiel berichtet über Wilhelmine Sondermann und die Frauen der anderen Söhne des J. W. Sondermann: „Einige Jahre später gab es hier eine ganze Anzahl Frauen Sondermann, die dann auch, um sie näher zu bezeichnen, die Namen erhielten: De Wilhelms Tante, de Karls Tante, de Fritz Tante usw. Wie früher die älteren Generation sich genannt hatte: De Möhne Abraham, die Möhne Christian, de Möhne Ising und so mehr. Die französische Zeit brachte dann die Tante mit sich. Ich hörte den Ausdruck Möhne und Gevaddersche (Gevatterin) auch Frau Nichte, was hier Kusine bedeutete und Herr Gevatter. – diese Bezeichnungen in der Anrede waren in unserer Jugend noch sehr viel im Gebrauch. – „ [2]

Mit Wilhelmine Keller hatte J. W. Sondermann vier Kinder, von denen die beiden Ältesten bereits im Kindesalter versterben:
  1. Wilhelmine Sondermann (1836-1836)
  2. Wilhelm Sondermann (1838-1841)
  3. Eduard Sondermann (1841)
  4. Emil Wilhelm Sondermann (1843)

Früher Tod des J. W. Sondermann

Nach Amalie Müller-Thiel hatte J. W. Sondermann den Beruf Drechsler gelernt. [2a]

Bereits im August des Jahres 1835 tritt J. W. Sondermann wie auch seine Brüder Carl und Louis als Fabrikant auf während sein Bruder Friedrich Wilhelm "noch" als Horndrechsel betitelt wird. [2b]

J. W. Sondermann verstarb am 12. Juni 1844 in Gummersbach im Alter von nur 40 Jahren.

Aufgrund seines frühen Todes gibt es wenige Überlieferungen zu seinem Leben. [3] Elly Sondermann verh. Immler, Enkelin des J. W. Sondermann junior, schreibt in einem Brief am 21. März 1941, sie habe immer gehört, dass ihr Großvater an Tuberkulose gestorben sei [4]. In der Todesanzeige (veröffentlicht sowohl in der Gummersbacher als auch in der Kölnischen Zeitung) wird von einem "Brustübel" gesprochen [5]:

Nach dem frühen Tod des J. W. Sondermann wurde der älteste Sohn Eduard Sondermann, "[...] da er klug und tüchtig war [...] schon mit 14 Jahren der Helfer und die Stütze seiner Mutter. So mußte er schon in diesem Alter ihre ganzen Geschäfte führen" [5a]

Verlust der Wohnhäuser an der Hauptstraße

Der Tod des J. W. Sondermann junior brachte eine finanzielle Neuordnung mit sich. So stehen laut Anzeige im Gummersbacher Kreisblatt am 25. September 1844 im Namen der Handlungsfirma Johann Wilhelm Sondermann zwei Häuser an der Hauptstraße neben dem Gasthof Arndt zum Verkauf: [6]
Der in der Anzeige genannte Gasthof Arndt, der ehemalige Gasthof Brölemann, wurde nach 1858 von Eleonore Hengstenberg geb. Sondermann, einer Nichte des J. W. Sondermann, erworben.

Die in der Anzeige genannte Handlungsfirma J. W. Sondermann dürfte das Unternehmen des J. W. Sondermann junior gewesen sein, das wohl kurz nach seinem Tod liquidiert wurde mitsamt des Immobilienbesitzes.

Die in der Anzeige genannten Häuser von J. W. Sondermann bzw. von dessen Handlungsfirma zwar nicht erbaut aber vermutlich nach der Heriat 1835 erworben, denn auf der Situationskarte Gummersbachs aus dem Jahr 1813 sind die Häuser bereits eingezeichnet. [7]

Auf dem unten abgebildeten Ausschnitt des Urrisses von Gummersbach aus dem Jahr 1830 sind die Häuser gelb markiert, wobei ein Haus noch mit dem schwer entzifferbaren Namen "Steinen von, Franz" gekennzeichnet ist [8].

Erwerb eines neuen Wohnhauses

Wilhelmine Sondermann geb. Keller erbte (wohl auch in Form der oben genannten Häusern) ein "bescheidenes Vermögen". [8-1] Ruth Koch berichtet, dass Wilhelmine ein Haus (mit diesem Vermögen( (Kaiserstraße Nr. 55) erworben hat. [8a] Sie hatte das Haus spätestens ab Februar 1847 in Besitz, denn ab diesem Zeitpunkt vermietet Wilhelmine Sondermann Teile ihres Hauses an Peter Krumme, der dort sein "Eisen-, Stahl- und Messingwaaren-Geschäft [sic]" einrichtet. Zugleich vermietet sie an den Pfeifendrechsler Gustav Krumme, der dort Wohnung bezieht und auch sein Geschäft betrieb [9].

Von diesem Haus Sondermann hat sich unten abgebildeter Porzellanteller erhalten, der vermutlich von Carl Thiel bemalt wurde [10]:
Das Haus wird später von E. W. Sondermann, dem jüngeren Sohn des J. W. Sondermann übernommen [12].

Das Grundstück des Hauses ist auf dem unten stehenden Ausschitt der Urkarte von Gummersbach rot markiert [13]. Da das Haus auf dem Urriss von 1832 noch nicht verzeichnet ist, wurde es erst später errichtet. Es wird vermutlich von der Familie Haselbach, möglicherweise von dem Schwager der Wilhelmine Sondermann, Franz Haselbach, errichtet worden sein, denn das Grundstück gehörte zumindest 1832 noch zur Gastwirtschaft Haselbach.

Vermutlich erwirbt Wilhelmine Sondermann daher das Haus auch im Februar des Jahres 1847 von ihrem Schwager Franz Haselbach, denn dieser veräußert zu diesem Zeitpunkt seine Gastwirtschaft an den Schwager Louis Sondermann.

Meta Spindler berichtet zum Haus ihrer Großmutter vermutlich in den Jahren nach 1880: "Das Wohnzimmer meiner Großmutter ist mir auch noch gegenwärtig. Es bestand aus Kirschbaummöbeln. Ein Sofa, mit schwarzem Roßhaarstoff bezogen, stand in der Mitte mit dem Tisch davor. Deutlich sehe ich noch den länglichen Spiegel vor mir, und darunter auf einer schmalen Komode eine Uhr mit einem Schäferpaar unter einem Glassturz. In einer Ecke war das "Pültchen" untergebracht, das sich später in meinem Elternhaus befand. In diesem Pult, das eigentlich zum Schreiben dienen sollte, bewahrte die Großmutter Brötchen auf, die sie uns Enkelkindern schenkte, wenn wir sie besuchten. Ein frisches Brötchen - ohne Butter - erschien uns ein Leckerbissen, wenn es von der Großmutter gespendet war." [14]

Weiterer Grundbesitz

Kenntnisse über weiteren Grundbesitz, neben dem Wohnhaus, der Wilhelmine Sondermann bestehen ab dem Jahr 1866 [14a]:


Nördlich der Winterbecke:

  • Eine größere Holzung (die an den Sohn E. W. Sondermann vererbt wird)
  • Eine Holzung "im jungen Wäldchen" (von ihren Schwiegervater J. W. Sondermann stammend und vererbt an ihren Sohn E. W. Sondermann)
  • Eine Wiese "oben in der Winterbecke" (von ihren Schwiegervater J. W. Sondermann stammend und 1870 an Pickhardt verkauft)
  • Eine Wiese "auf'm rothen Felde" (von ihren Schwiegervater J. W. Sondermann stammend und nach ihrem Tod von ihren Erben 1890/1891 an die Artikel-Nr. 2373 übertragen)
  • Eine Wiese "oben in der Winterbecke (von Pickhardt 1877 erworben und 1885/1886 an Aritkel-Nr. 2273 übertragen)


In Gummersbach:

  • Einen Garten in der Nähe der Kirche (an ihren Sohn E. W. Sondermann vererbt)
  • Eine Wiese auf den "Städtewiesen" (an die Artikel-Nr. 1435 im Jahr 1885/1886 übertragen)
  • Ein angrenzendes Grundstück zum Wohnhaud (im Jahr 1874 von Artikel-Nr. 304 übernommen und und 1885/1886 an Aritkel-Nr. 2273 übertragen)


In Nöckelseßmar

  • Eine kleine Wiese "in der Butze" (an die Artikel-Nr. 1435 im Jahr 1885/1886 übertragen)


In Mühlenseßmar

  • Ackerland "auf dem Wehrenbeuel" (an die Artikel-Nr. 1435 im Jahr 1885/1886 übertragen)


Nördlich von Gummersbach

  • Eine Holzung "am Kerberg"  (an ihren Sohn E. W. Sondermann vererbt)


Auf der Urkarte Nr. 14

  • Eine Holzung  (an ihren Sohn E. W. Sondermann vererbt)


Sie besaß zudem im Jahr 1868 zumindest ein Grundstück, wahrscheinlich einen Obstgarten, im Hohlensiepen in Mühlenseßmar, sowie ein Grundstück, wahrscheinlich eine Holzung, im Greiberich in Mühlenseßmar. [14b]

Sonstiges

Wie aus einer Anzeige im Gummersbacher Kreisblatt hervorgeht, war Wilhelmine Sondermann geb. Keller im Jahr 1853 im Gummersbacher wohltätigen Frauenverein engagiert wie auch Frau Karl Heuser,  Frau Witwe Arndt, Frau Bockhacker oder ihre Schwägerin Eleonora Sondermann geb. Torley. [15] Auch im Jahr 1866 war sie noch Mitglied und Vorsteherin des Frauenvereins, der in diesem Jahr Spenden für den Deutschen Krieg sammelte. [16]

Überliefert ist, dass die Enkelin Elly Sondermann, Tochter des E. W. Sondermann, eine besonders enge Beziehung zur Großmutter Wilhelmine hatte. [17]

Tod der Wilhelmine Sondermann geb. Keller

Wilhelmine Sondermann geb. Keller verstarb am 26. Februar 1884 in Gummersbach im Haus ihres Sohnes E. W. Sondermann. [18] Sie soll das von ihrem Ehemann geerbten "bescheidenen" Vermögen "[... ] durch große Sparsamkeit (manche nannten es sogar Geiz) verdoppelt [haben], trotzdem sie ihren Söhnen eine gute Erziehung zuteil werden ließ und sie auf die Rektoratsschule schickte." [19] Entsprechend wird berichtet, dass die Familie sehr einfach lebte. [20] [21]


 [1a] Vgl. Kirchbuch der reformierten Gemeinde Elberfeld.

[1b] Vgl. Standesamt Gummersbach (1884): Sterbeurkunde der Wilhelmine Sondermann geb. Keller. T. d. Johann Wilhelm Keller u. d. Marie Catharina Bisterfeld, ohne Ausstellungsdatum.
 
[1c] Vgl. Immler, Elly (1941): Brief v. 21. März 1941; Spindler, Meta (1940): Auf der Höhe meines Lebens, Hilden, S. 7.

[2] Vgl. Müller-Thiel, Amalie (1940):: Alt-Gummersbach: Bilder und Geschichten, Gummersbach., S. 101.

[2a] Vgl. Müller-Thiel, Amalie (1940): Alt-Gummersbach: Bilder und Geschichten, Gummersbach, S. 69.

[2b] Vgl. Standesamt Gummersbach (1835): Heiratsurkunde des Friedrich Wilhelm Sondermann und der Eleonore Torley, ausgestellt am 30. September 2004.

[3] Überliefert ist, dass J. W. Sondermann im Gummersbacher Schützenverein in den Jahren 1841, 1842 und 1844 als zweiter Hauptmann aktiv war. Vgl. Vorstand Schützenverein (1841): Ausschreibung Neubau Bedachung Schützen-Schießstand, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 69, S. ; o. V. (2008): 175 Jahre Gummersbacher Schützenverein (GSV) – Meilensteine bis 1982, in: Festschrift Schützen- und Volksfest Gummersbach, Gummersbach, S. 27; Vorstand Schützenverein (1844): Bekanntmachung zu Winter-Abendgesellschaften, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 24. Januar 1844, Nr. 7, S. 4 und v. 27. Januar 1844, Nr. 8, S. 4.

[4] Vgl. Immler, Elly (1941): Brief v. 21. März 1941.

[5] Vgl. Familie Sondermann (1844): Todesanzeige J. W. Sondermann junior, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 15. Juni 1844, Nr. 49, S. 4; Familie Sondermann (1844): Todesanzeige J. W. Sondermann junior, in: Kölnische Zeitung v. 15. Juni 1844, Nr. 167, S. 4.

[5a] Vgl. Spindler, Meta (1940): Auf der Höhe meines Lebens, Hilden, S. 17-18.

[6] Vgl. Meissen, G. J. (1844): Anzeige zum Verkauf zweier Häuser, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 7. August 1844, Nr. 63, S. 4, v. 14. August 1844, Nr. 65, S. 4, v. 17. August 1844, Nr. 66, S. 4 sowie v. 21. August 1844, Nr. 67, S. 4.

[7] Vgl. Grefinghoff (1813): Situationskarte des Dorfes Gummersbach.

[8] Vgl. o. V. (1830): Urriss Gummersbachs.

[8-1] Vgl. Spindler, Meta (1940): Auf der Höhe meines Lebens, Hilden, S. 18.

[8a] Vgl. Koch, Ruth (1982): Brief an Jürgen Woelke, Feldafing.

[9] Vgl. Krumme, Peter (1847): Verlegung des Eisen-, Stahl- und Messingwaarengeschäfts, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 16, S. 4; Krumme, Gustav (1847): Umzug, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 16, S. 4.

[10] Vgl. Koch, Ruth (ohne Jahr): Erklärung zum bemalten Porzellanteller, ohne Ort.

[11] frei

[12] Vgl. Koch, Ruth (1982): Brief an Jürgen Woelke, Feldafing; auch Katasteramt Kreis Gummersbach (ab 1866): Grundstücke im Eigentum der Witwe Wilhelm Sondermann in Gummersbach, Artikel Nr. 1131, Gummersbach.

[13] Vgl. Tollmann, C.  (1832): Urkarte der Gemeinde Gummersbach der Bürgermeisterei Gummersbach, Flur 7, genannt Gummersbach.

[14] Spindler, Meta (1940): Auf der Höhe meines Lebens, Hilden, S. 8-9.

[14a] Vgl. Katasteramt Kreis Gummersbach (ab 1866): Grundstücke im Eigentum der Witwe Wilhelm Sondermann in Gummersbach, Artikel Nr. 1131, Gummersbach.

[14b] Vgl. o. V. (1869): Verkaufsankündigung in Sachen Christian Nohl etc., in: Gummersbacher Kreisblatt v. 14. April 1869, Nr. 29, S. 3.

[15] Vgl. Gummersbacher Frauenverein (1853): Anzeige zur Verlosung im Februar 1835, in Gummersbacher Kreisblatt v. 12. Januar 1855, S. 4.

[16] Vgl. Commisiion [sic] zur Unterstützung im Felder erkrankter und verwundeter Krieger (1866): An die Bewohner der Bürgermeisterei Gummersbach, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 4. Juli 1866, Nr. 53, S. 2-3.

[17] Vgl. o. V., Eugenie (1884): Brief an Elly Sondermann, Aachen.

[18] Standesamt Gummersbach (1884): Sterbeurkunde der Wilhelmine Sondermann geb. Keller. T. d. Johann Wilhelm Keller u. d. Marie Catharina Bisterfeld, ohne Ausstellungsdatum.

[19] Vgl. Spindler, Meta (1940): Auf der Höhe meines Lebens, Hilden, S. 18.

[20] Vgl. Spindler, Meta (1940): Auf der Höhe meines Lebens, Hilden, S. 18.

[21] Vgl. Familie Sondermann (1884): Todesanzeige Wilhelmine Sondermann geb. Keller, in: Kölnische Zeitung v. 27. Februar 1884, Nr. 58, Zweites Blatt, S. 3.
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