Chronik der Familie Sondermann

Wilhelm Louis Sondermann


Wilhelm Louis Sondermann, Sohn des Johann Wilhelm Sondermann (1770-1857) und der Dorothea Catharina Wilhelmine Baltes (1776-1849), wurde am 30. April 1814 in Gummersbach geboren und am 16. Mai 1814 in Gummersbach getauft. [1a] Sein Rufname Louis wurde vermutlich französisch ausgesprochen, denn im Jahr 1835 wird sein Name in einer Urkunde ohne "s" geschrieben. [1b]

Ehe mit Wilhelmine Krumme

Am 8. November 1840 heiratete er in Gummersbach Wilhelmine Krumme, die Tochter des Kunstschreiners und Instrumentenbauers für Flügel und Klaviere Peter Krumme und der Wilhelmine Haselbach [1c], nachdem die Gemeinde Lüdenscheid am 6. November 1840 nach Gummersbach dimittiert hatte. [1d] Wilhelmine Krumme wurde in Gummersbach am 1. Juli 1812 geboren [1e] und dort am 18. Juli 1812 getauft. [1f]

Der Schwiegervater Peter Krumme war gewiss kein unbedeutender Mann, denn er wird in einem Artikel aus dem Jahr 1915 (!)  neben Johann Peter Ising, Johann Peter König, Johann Peter Heuser und Johann Wilhelm Sondermann als Beispiel für Gummersbacher Unternehmer aufgeführt. [1f1]

Das Ehepaar Sondermann-Krumme hatte sechs Kinder: Zur Geburt seine jüngsten Tochter Marie veröffentlicht Louis Sondermann folgende Anzeige [1g]:

Lüdenscheider Zeit

Bereits im August des Jahres 1835 tritt Louis Sondermann wie auch seine Brüder Johann Wilhelm und Carl als Fabrikant auf während sein Bruder Friedrich Wilhelm als Horndrechsel betitelt wird. Sein Wohnort wird 1835 noch mit Gummersbach angegeben. [1h]

Ab spätestens 1840 bis ca. 1845 lebte Louis Sondermann in Lüdenscheid, denn seine beiden ältesten Kinder werden im August 1841 und im Juni 1844 in Lüdenscheid geboren. Sein drittes Kind hingegen 1846 in Gummersbach. Bei ihren Kirchenbucheinträgen ist Louis Sondermann bereits jeweils als Uhrmacher bezeichnet. [1i]

Weiter hin ist Louis Sondermann am 27. Juni 1843 als Vorstandsmitglied, genauer als stellvertretener Rechnungsführer im Zusammenhang mit der Neugründung des Schützenvereins in Lüdenscheid belegt [2].

Auch wenn Luis Sondermann wahrscheinlich Anfang des Jahres 1846 wieder nach Gummersbach zurückkehrte, verkaufte er sein in Lüdenscheid am Kirchhof gegelenes Wohnhaus erst im Juni 1850: [2a]

Uhrmacher in Gummersbach

Zunächst tritt Louis Sondermann in Gummersbach als Uhrmacher in Erscheinung. Eine Uhrmacherei betrieb er wohl erst nach 1833 [3] (in Lüdenscheid?), spätestens aber im Jahr 1846 in Gummersbach. Für dieses Jahr findet sich eine Anzeige im Gummersbacher Kreisblatt, dergemäß Louis Sondermann verschiedene Artikel zum Verkauf anbietet, die er auf der Frankfurter Messe erstanden hatte. Unterzeichnet ist die Anzeige mit "Louis Sondermann, Uhrmacher" [4].

Eine Uhr des Louis Sondermann hat sich in der Familie nicht erhalten und konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden. Einzige bisher gefundene Spur einer Uhr des Louis Sondermann ist die unten stehende Abbildung einer Gesimsschnitzerei einer Standuhr mit einem der sehr flach angelegten Kartusche aufgesetzten Vogel mit Beerenzweig im Schnabel. Signiert ist das Uhrwerk angeblich mit "L W Sondermann 1844". Die Uhr war laut Quellenangabe gestrichen [5]. Laut Abeler ist "L. Sondermann" als Uhrmacher allerdings nur durch eine Inschrift auf einer einzigen Bergischen Bodenstanduhr aus dem Jahr 1840 belegt. [5a]

Gastwirtschaft Sondermann

Ab 1847 betrieb Louis Sondermann parallel zu seinem Uhrengeschäft eine Gastwirtschaft, die im Zentrum Gummersbachs neben dem späteren Hotel Hengstenberg lag. So erwirbt er im Februar 1847 laut Anzeige im Gummersbacher Kreisblatt die Gastwirtschaft des Franz Haselbach [6]:

Der Erwerb der Gastwirtschaft lässt darauf schließen, dass das Uhrengeschäft alleine zum Unterhalt der Familie nicht ausreichte.


Auch in den Jahren 1848, 1852, 1853 und 1855 geht Louis Sondermann dem Beruf des Wirts in Gummersbach nach, wie aus Anzeigen und dem Verzeichnis der Höheren Bürgerschule hervorgeht [7].


Nebenbei verkauft er 1847 sowie 1856, wie aus Anzeigen im Gummersbacher Kreisblatt zu ersehen, "aechten Düsseldorfer Senf" bzw. "fortwährend besten Senf" [8]. 



Die Gastwirtschaft gibt er allerdings Anfang 1857 auf und verkauft sie laut unten stehender Anzeige vom 20. Februar 1857 an Gustav Heuser [9]. 

Schicksalsjahr 1857

Aus der Anzeige geht auch hervor, dass Louis Sondermann im Februar 1857 mit seiner Uhrmacherei in das Haus der Wb. (d. h. wohl Wittib) Karthaus verzog.

Ob Louis Sondermann das Haus Karthaus erwarb oder dort nur zur Miete wohnte und wo das Haus Karthaus in Gummersbach lag, ist derzeit nicht sicher.  Zuvor hatte Friedrich Helmenstein "im Haus der Frau Wwe. Karthaus" "ein Geschäft in Colonial-Waaren und Steinkohlen" betrieben, das dieser 1849 errichtet hatte [9a]. Möglicherweise handelte es sich dabei um das "Haus Karthaus" in der Bachstraße: [9b]
Grund für den Verkauf der Gastwirtschaft durch Louis Sondermann waren vermutlich zwei Todesfälle im Jahr 1857, die das Leben des Louis Sondermann stark verändert haben mussten:

Zum einen starb sein Vater Johann Wilhelm Sondermann am 9. Januar 1857. Dadurch dürfte Louis Sondermann ein Erbe zugeflossen sein. Geerbt hat Louis Sondermann möglicherweise u. a. einen Teil der großen Wiese seines Vaters in Mühlenseßmar, denn im Jahr 1859 verkauft seine Schwester Wilhelmine Sondermann verh. Haselbach eine Wiese dort, die an das Eigentum von Louis Sondermann grenzt [10].

Gravierender wird indes der Tod der Ehefrau Wilhelmine Sondermann geborene Krumme am 10. April 1857 im Alter von nur 44 Jahren gewesen sein, der womöglich im Februar 1857 zum Zeitpunkt des Verkaufs der Gastwirtschaft bereits zu erahnen war. Sie hinterließ sechs unmündigen Kinder [11]. Die Kinder oder zumindest die jüngsten unter ihnen wurden vermutlich nach 1857 langfristig Verwandten zur Erziehung ins Haus gegeben. So ist etwa für die im April 1857 neunjährige Tochter Emma Sondermann überliefert, dass sie von der verwitweten Wilhelmine Sondermann geborene Keller erzogen wurde.

Möglicherweise ist Wilhelmine Sondermann geb. Krumme nicht in Gummersbach, sondern in Lüdenscheid verstorben, denn in der Sterbeurkunde des Carl Gustav Sondermann wir ihr letzter Wohnort mit Lüdenscheid angegeben. [11a]

Leben nach 1857

Trotz der Trauer um seine Frau war Louis Sondermann im folgenden Jahr (1858) Schützenkönig des Gummersbacher Schützenvereins [12].

Für das Jahr 1858 ist weiterhin belegt, dass Louis Sondermann Landbesitz bei Gummersbach hatte neben der "sogenannten großen Wiese", die seine Schwester Wilhelmine Sondermann verh. Haselbach in einer Anzeige vom 22. Dezember 1858  zum Verkauf anbieten [13]. 

Im Haus Karthaus betreibt Louis Sondermann indes nicht nur eine Uhrmacherei, sondern vermietet auch Teile davon, zumindet im Jahr 1859. [14] Bis zum Jahr 1862 stellte Louis Sondermann allerdings die Uhrmacherei ein [15].

Im Jahr 1860 verkauft Louis Sondermann sodann in einem "freiwilligen Mobiliar-Verkauf" "[...] seine sämmtlichen [sic] Mobilien [...]" [16]:
Ein Dreivierteljahr später im Februar 1861 zieht Louis Sondermann sodann  in das Haus des Chr. Schirp [17]:
Am 12. Oktober 1866 verzog er abermals als Uhrmacher, diesmal in das Hotel Köster in der Winterbecke [18].

Tod des Louis Sondermann

Louis Sondermann verstarb am 17. Januar 1874 in Gummersbach. Nachfolgende Anzeige erschien in der Gummersbacher Zeitung und in der Kölnischen Zeitung: [19]

Nach dem Tod des Louis Sondermann fordert Gustav Krumme, möglicherweise ein Schwager, in der Gummersbacher Zeitung dazu auf, sich mit Forderungen an den Verstorbenen bei ihm "niederzulegen". [20] Ein Jahr nach dem Tod des Luis Sondermann inserieren seine Erben die Absicht, zwei Grundstücke aus dem Nachlass versteigern zu wollen. Die Versteigerung fand im ehemaligen Wirtshaus des Luis Sondermann statt: [21]


[1] Vgl. Kirchenbuch der evangelischen Gemeinde Gummersbach, 1814, S. 50.

[1b]  Vgl. Standesamt Gummersbach (1835): Heiratsurkunde des Friedrich Wilhelm Sondermann und der Eleonore Torley, ausgestellt am 30. September 2004.

[1c] Das Haus des Peter Krumme lag neben dem Haus des F. W. Sondermann senior. Amalie Müller-Thiel berichtet, dass Louis Sondermann eine A. Kusenberg geheiratet haben soll. Auf diese Heirat finden sich indes sonst keine Hinweise. Vermutlich hat sich Müller-Thiel daher geirrt. Vgl. Müller-Thiel, Amalie (1940): Alt-Gummersbach: Bilder und Geschichte, Gummersbach, S. 151; Jonas (2010), S. 5.

[1d] Vgl. Kirchenbuch der evangelischen Gemeinde Lüdenscheid, Band 14, 1840, S. 48 und S. 49.

[1e] Vgl. Kirchenbuch der evangelischen Gemeinde Lüdenscheid, Band 14, 1840, S. 48 und S. 49.

[1f] Vgl. Jonas (2010), S. 5.

[1f1] Vgl. o. V. (1915): Aus Kölns Umgebung: Gummersbach, in: Colonia, Sonntagsbeilage zum Kölner Lokal-Anzeiger v. 2. Mai 1915, Nr. 18, S. 2.

[1g] Vgl. Sondermann, Louis (1852): Geburtsanzeige Marie Sondermann, in: Gummersbach Kreisblatt v. 4. Dezember 1852, Nr. 97, S. 1.

[1h] Vgl. Standesamt Gummersbach (1835): Heiratsurkunde des Friedrich Wilhelm Sondermann und der Eleonore Torley, ausgestellt am 30. September 2004.

[1i] Vgl. Kirchenbuch der evangelischen Kirche Lüdenscheid, Geburt des Wilhelm Louis Sondermann jun. am 14. August 1841; Kirchenbuch der evangelischen Kirche Lüdenscheid, Geburt des Carl Gustav Sondermann am 11. Juni 1844.

[2] Vgl. Lüdenscheider Schützengesellschaft 1506 e. V. (2012): Rekonstruktion des Schützengesellschaft im Jahr 1843, <http://lsg-1506.com/tradition9.htm>, Abrufdatum 13. August 2012.

[2a] Vgl. Wavidis (1850): Verkauf Wohnhaus Luis Sondermann, in: Märkischer Bote v. 4. Mai 1850, Nr. 18, S. 3.

[3] Vgl. Brüning, Rüttger (1833): Offizielles Adress-Buch für Rheinland-Westphalen, Elberfeld, ohne Eintrag des Uhrmachers Louis Sondermann.

[4] Sondermann, Louis (1846): Verkausanzeige diverser auf der Messe Frankfurt erstandener Artikel, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 32, S. 3, und Nr. 33, S. 3.

[5] Vgl. Brocke, Manfred vom (o. J.): Uhrmacher, Uhren und Schreiner im Grenzraum Bergisches Land - Grafschaft Mark zwischen 1760 und 1840, <http://www.bergischeuhren.de/berichte/brocke/brocke.html>, Abrufdatum: 7. September 2014.

[5a] Vgl. Abeler, Jürgen (1968): Alt-Bergische Uhren und die Uhrmacherfamilien im Bergischen Land, Wuppertal, S. 106. In Krieg, Helmut (1994): Uhrmacher im Bergischen Land, Köln, findet Louis Sondermann keine Erwähung.

[6] Sondermann, Louis (1847): Kaufanzeige Gastwirtschaft, in Gummersbacher Kreisblatt v. Februar 1846.

[7] Vgl. Sondermann, J. W. (1848): Verkauf Graswuchs der Großenweise bei Mühlenseßmar, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 21. Juni 1848, Nr. 50, S. 4 sowie v. 24. Juni 1848, Nr. 51, S. 4; Jonas, P. (1848): Verkaufsanzeige Immobilien, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 82 und Nr. 83, allerdings ohne eplizite Nennung "Gastwirt"; Becker, Emil (1852): Immobilien-Verkauf, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 25, S. 4; Höstermann (1853): Freiwilliger Holzverkauf in der Wohnung des Wirts Luis Sondermann, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 29. Januar 1853; Höhere Bürgerschule (1855): Berufsverzeichnis; Sondermann, Louis (1855): Anzeige Verkauf Graswuchs, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 4. Juli 1855, S. 4.

[8] Vgl. Sondermann, Louis (1856): Anzeige Verkauf Senf, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 9. Januar 1856, S. 4.

[9] Vgl. Sondermann, Louis (1857a): Verkaufsanzeige Gastwirtschaft, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 21. Februar 1857, S. 2.

[9a] Vgl. Helmenstein, Friedrich (1849): Anzeige zur Errichtung eines Geschäfts, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 18.

[9b] Vgl. auch zur folgenden Abbildung Woelke, Jürgen (1975): Alt Gummersbach – in Zeitgenössischen Bildern und Ansichten, Band 1, Gummersbach, S. 59.

[10] Vgl. Meissen, G. J. (1858): Verkaufsanzeige große Wiese bei Gummersbach, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 22. Dezember 1858.  

[11] Vgl. Sondermann, Louis (1857b): Sterbeanzeige Wilhelmine Sondermann geborene Krumme, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 15. April 1857, S. 3;
Sondermann, Luis, (1857): Todesanzeige Wilhelmine Sondermann geb. Krumme, in: Kölnische Zeitung v. 14. April 1875, Nr. 103, S. 4.

[11a] Vgl. Standesamt Berlin VIII (1906): Sterbeurkunde des Carl Gustav Sondermann, ausgestellt am 11. April 2021.

[12] Vgl. Gummersbacher Schützenverein e. V. (o. J.): Die Gummersbacher Schützenkönige, <http://www.gsv1833.de/?page_id=66>, Abrufdatum: 2. Januar 2011.  

[13] Vgl. Meissen, G. J. (1858): Verkaufsanzeige große Wiese bei Gummersbach, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 22. Dezember 1858.

[14] Vgl. Drees, Caspar (1859): Anzeige Dach- und Schieferdeckerarbeiten, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 30. März 1859, S. 3 sowie v. 2. April 1859, S. 3.

[15] Vgl. Sandler, Christoph (1862): Sandler's großes Adreßbuch des Handels-, Fabrik- und Gewerbestandes von Nord-Deutschland. Vollständig in zwei Bänden. Zweiter Band: das Königreich Preußen. Erste Abtheilung enthaltend: die Rheinprovinz und die Provinz Westphalen, Köln, ohne Eintrag des Uhrmachers Louis Sondermann.   

[16] Vgl. Höstermann (1860): Freiwilliger Mobiliar-Verkauf des Louis Sondermann, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 30. Mai 1860, S. 1, und 2. Juni 1860, S. 4.

[17] Vgl. Sondermann, Louis (1861): Anzeige Umzug, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 27. Februar 1860, S. 4.

[18] Vgl. Sondermann, Louis (1866): Anzeige Umzug, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 13. Oktober 1866, Nr. 82, S. 2.

[19] Vgl. Familie Sondermann (1874): Todesanzeige Louis Wilhelm Sondermann, in: Gummersbacher Zeitung v. 22. Januar 1874, Nr. 8, S. 2; Familie Sondermann (1874): Todesanzeige Wilh. Louis Sondermann, in: Kölnische Zeitung v. 19. Januar 1874, Nr. 19, Zweites Blatt, S. 3.

[20] Vgl. Krumme, Gustav (1874): Anmeldung Forderungen, in: Gummersbacher Zeitung v. 11. April 1874, Nr. 43, S. 2, sowie v. 14. April 1874, Nr. 44, S. 4.

[21] Vgl. Werner (1875): Versteigerung Immobilien Ludwig Sondermann, in: Gummersbacher Zeitung v. 4. Februar 1875, Nr. 14, S. 4 sowie v. 9. Februar 1875, Nr. 16, S. 4.
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