Von Eugenie Hentze hat sich ein selbstgeschriebener Lebenslauf bis 1921 erhalten, der nachfolgend wiedergeben wird: [5]
"In Voerde in Westfalen wurde ich [...] geboren, besuchte von 1894-1899 die Elementarschule und von 1899-1902 die Rektoratschule. Von 1902-1904 empfing ich regelmäßig Privatunterricht im deutschen, sowie in der französischen und englischen Sprache. 1904-1905 weilte ich zur weiteren Ausbildung in einem wissenschaftlichen Pensionat in Bonn am Rhein. 1905-1907 genoß ich wirtschaftliche Unterweisung im mütterlichen Haushalt. Ostern 1907 kam ich auf das Bonner Conservatorium zwekcs Vorbereitung zum Examen als Klavierlehrerin. Musikunterricht erhielt ich ununterbrochen seit meinem 10. Lebensjahr. Die ersten zwei Jahre erteilte ein Elementarlehrer zu Voerde denselben, danach bis 1904 eine am Conservatorium in Stuttgart ausgebildete Lehrerin, wohnhaft zu Haspe. Im Pensionsjahr arbeitete ich ebenfalls unter Anleitung weiter und empfing von 1905-1907 Unterricht der Musikdirektoren Nießen und [Hermann] Inderau in Gummersbach. Über meine Studienzeit in Bonn gibt das Reifezeugnis als Klavierlehrerin noch den besten Aufschluß. Nach Ablegung der Prüfung blieb ich an demselben Conservatorium, das ich als Schülerin bestuchte, als Lehrerin, über welche vierjährige Tätigkeit das beigefügte Zeugnis zur Einsicht dient. Während dieser Zeit, d. h. von Herbst 1909 bis Ostern 1913 genoß ich den Unterricht des Herrn
Prof. L. Uzielli in Köln am Rhein als Privatschülerin. Von 1913 ab unterrichtete ich in Bonn als Privatlehrerin und an Pensionaten, war auch Herbst 1913 während verlängerter Herbstferien Sprachstudium halber in England, woselbst ich auch Klavierstunden erteilte. Ich besuchte in Bonn Volkshochschulkurse über Musik, Geschichte und Philosophie und ein Semenster als Gasthörerin eine Vorlesung über Kontrapunkt. Mehrere Jahr leitete ich als Vorsitzende die Ortsgurppe Bonn der Musik-Sektion des
Allgemeinen deutschen Lehrerinnenvereins und nahm dadurch Gelegenheit mich in das Verbandsleben einzuarbeiten. September 1921 zwangen mich wirtschaftliche Verhältnisse, insbesondere die Wohnungszwangswirtschaft zur Übersiedlung nach Gummersbach. Hierselbst betätigte ich mich als Privat-Klavierlehrerin."
Mit ihrem Lehrmeister Lazzaro Uzielli stand Eugenie Hentze im freundlichen Schriftwechsel. [6]
Ihre Ausbildung zur staatliche anerkannten Musiklehrerin schloss Eugenie Hentze Ende des Jahres 1929 ab. [7]
Ihr Sprachstudium verbrachte Eugenie Hentze 1913 in Herne Bay, einer Kleinstadt in England, bei M. Evans, 10 Marina Crescent, Sandringham House. [8] Zu einem weiteren Sprachaufenthalt ein Jahr später kam es aufgrund des Ausbruchs des I. Weltkriegs nicht mehr. [9]
Eugenie Hentze war in der in Gummersbach und in der Nähe wohnhaften Familie gut bekannt, da sie vielen Familienmitgliedern Klavierunterricht gab. Sie gab ihren Unterricht auf einem Flügel von C. Bechstein, der auch noch um 2010 in Familienbesitz war. [10]
Die Wohnorte der Eugenie Hentze sind wie folgt überliefert:
Im Oktober 1954 übertrug Eugenie Hentze das von Ihrer Tante Clara Sondermann geerbte Sondermann'schen Wohn- und Fabrikhaus an Arthur Sondermann, da sie finanziell nicht mehr in der Lage war, anfällige Reparaturen durchführen zu lassen. [15] Im Gegenzg verrentete Arthur Sondermann ihr den Kaufpreis des Hauses, vermutlich in Form von Übernahme von anstehenden Instandhaltungen, und räumte Wohnrecht für Eugenie Sondermann und ihre Cousine Hanni Sondermann ein. Diese Gegenleistungen wurde allerdings zunächst nicht ins Grundbuch eingetragen. [16] Mit dem wirtschaftlichen Niedergang des Unternehmens E. W. Sondermann bemühte sich Eugenie Hentze ab Mitte März 1958 zunächst bei bei Rolf Schnabel (Schwiegersohn des Arthur Sondermann) um notariellen Nachtrag der "[...] hypothekarischen Eintragung der Rentenschuld, Wohnrecht für Hanni und mich bis zu unserem Ableben, Rückkaufsrecht bei einem beabsichtigten Hausverkauf und bei der steigenden Geldentwertung um Angleichung meines Rentenbezugs an den Stand der jeweiligen Währung. Sollte Vater Arthur diese Regelung nicht genehm sein, bitte ich mir den Rückkauf zu ermöglichen durch evt. Rückzahlung Eurer Aufwendungen für den Besitz." [17] Parallel wandte sich Eugenie Hentze auch an den erkrankten Arthur Sondermann selbst. [18] Im April 1958 antwortete Arthur Sondermann auf den Brief und schrieb: "Wegen des Grundstücks in der Kaiserstr. nehme ich Bezug an die Unterrredung, die Du mit meinem Schwiegersohn Rolf gehabt hast über gewisse Änderungswünsche Deinerseits, des im Oktober 1954 geschlossenen Vertrages. Die Begründung für diese Wünsche kann ich aber nicht anerkennen, da der alte Vertrag doch bis jetzt reibungslos erfüllt wprden ist und es besteht kein Anlass, irgendwie daran zu zweifeln, dass der Vertrag auch weiterhin erfüllt sein wird. Der Vertrag ist s. Zt. in Abwägung aller beiderseitigen Interessen abgeschlossen worden und wird auch zukünftig von mir genauestens eingehalten. Du brauchst Dir absolut keine Sorgen zu machen." [19] Mit der Anwort des Arthur Sondermann war das Anliegen der Eugenie Hentze wohl auch erledigt bis Arthur Sondermann im Mai 1959 verstarb.
Einen Monat später im Juni 1959 wandte sich Eugenie Hentze dann an Rosemarie Sondermann verh. Pachaly, Tochter des Arthur Sondermann, kurz vor dem Vergleichsantrag des Unternehmens E. W. Sondermann, und bat um Unterstützung für ihre Anliegen. [20] Auch an Dr. Ulrich Robbel, Notar, Schwiegersohn des Arthur Sondermann, schrieb Eugenie Hentze am 22. Juni 1959. : "Sehr geehrter Herr Notar! Die schwerwiegenden Gerüchte in der Stadt über die Firma E. W. Sondermann, die sich imm mehr verdichten, veranlassen mich, mich an Sie zu wenden, da Sie mir als Nachlaßverwalter von Vetter Arthur genannt wurden. Aus beligenden Verträgen und den Schriftwechsel hoffe ich, bekommen Sie ein klares Bild der Situation, wenn Sie nicht schon orientiert sein sollten. Oktober 1954 übernahm Ihr Schwiegervater den alten urgroßväterlichen Besitz der ganz unbelastet war, auf meine Bitte hin, weil ich durch die zweimalige Inflation kein bares Vermögen besaß, um die anfälligen Reparaturen zu tätigen und sie auch nicht aus meinem bescheidenen Einkommen als Klavierlehrerin bestreiten konnte. Als nun vor ca. 2 Jahre die geschäftlichen Schwierigkeiten laut wurden, bat ich lange vergebens um Rolf Schnabels Besuch, der ja Ihren Schwiegervater in all diesen Angelegenheiten vertrat. Als im Frühjahr 1958 eine Unterredung stattfand, erfolgte beiliegender Briefwechsel. Rolf hatte vollstest Verständnis zugesagt, da ich 1. das lebenslängliche Wohnrecht nicht schriftlich hatte, es mir nur von Vater Artuhr mündlich als selbstverständlich zugesichert worden war und 2. die monatliche Retenzahlung meine Altersversorgung schlechthin bedeutete. Daraufhin ließ mir Rolf anliegenden Vertragsentwurf zugehen, der durch Arthur's Brief, welcher ebenfalls in Abschrift beigefügt ist, abgelehnt wurde. Durch die erneute Zuspitzung der Verhältnisse erbitte ich nochmals herzlichst mir den Rückkauf des Besitzes zu ermöglichen. Das dazu benötigte Geld steht mir zur Verfügung. Ich wäre Ihnen unendlich dankbar, wenn Sie meine Angelegenheit wohlwollend prüfen und mir zur Sicherung meines sorgefreien Alters verhelfen wollten. Ihre Antwort baldmöglichst erbittend, damit ich die notariellen Schritte tun kann, bin ich mit verwandtschaftlichen Grüßen, auch an Ihre liebe Frau, Ihre Eugenie Hentze." [21]
Um 1968 muss Eugenie Hentze zusammen mit ihrer Cousine Hanny Sondermann vermutlich altersbedingt aus dem alten Sondermann'schen Wohn- und Fabrikhaus ausgezogen sein, denn das - nun eingetragene - Wohnungsrecht wird aus dem Grundbuch am 5. April 1968 gelöscht. [22] Ab ca. 1968 bis zu ihrem Tod wohnte sie zusammen mit ihrer Cousine Hanny Sondermann in einer Wohnung "In den Wiesen 3" in Gummersbach-Karlskamp. [23]
Eugenie Hentze verstarb am 7. Dezember 1970 in Gummersbach. [24]
[1] Vgl. Familie Hentze (o. J.): Geburts- und Taufdaten sowie Taufpaten der Kinder aus der Ehe Sondermann-Hentze, Vörde; Standesamt Gummersbach (1970): Sterbeurkunde der Eugenie Hentze, T. d. Friedrich Hentze und der Eugenie Sondermann, ausgestellt am 7. Dezember 1970.
[2] Vgl. Hentze, Eugenie (1913): Gedicht: Meine liebe, liebe Mutter!, Herne Bay; Vgl. Hentze, Eugenie (1912): Gedicht zum Jahreswechsel für Eugenie Hentze geb. Sondermann, Bonn.
[3] Vgl. Standesamt Gummersbach (1970): Sterbeurkunde der Eugenie Hentze, T. d. Friedrich Hentze und der Eugenie Sondermann, ausgestellt am 7. Dezember 1970.
[4] Vgl. Hentze, Gisela (2007/2008): Gespräche mit Chr. Thiesen, Bonn.
[5] Vgl. Hentze, Eugenie (1920er): Lebenslauf, ohne Ort.
[6] Vgl. Uzielli, Lazzaro (1918): Postkarte an Eugenie Hentze, Köln am Rhein; Uzielli, Lazzaro (1920): Postkarte an Eugenie Hentze, Köln am Rhein; Uzielli, Lazzaro (1925): Postkarte an Eugenie Hentze, Genova; Uzielli, Lazzaro (1929): Postkarte an Eugenie Hentze, Köln am Rhein.
[7] Vgl. Uzielli, Lazzaro (1929): Postkarte an Eugenie Hentze, Köln am Rhein.
[8] Vgl. Hentze, Eugenie (1913): Gedicht: Meine liebe, liebe Mutter!, Herne Bay.
[9] Vgl. Hentze, Eugenie (1914): Brief an Mrs. Evans, Bonn.
[10] Vgl. Hentze, Gisela (2007/2008): Gespräche mit Chr. Thiesen, Bonn.
[11] Vgl. Hentze, Eugenie (1920er): Lebenslauf, ohne Ort.
[12] Vgl. Hentze, Eugenie (1914): Brief an Mrs. Evans, Bonn; Uzielli, Lazzaro (1918): Postkarte an Eugenie Hentze, Köln am Rhein; Uzielli, Lazzaro (1920): Postkarte an Eugenie Hentze, Köln am Rhein.
[13] Vgl. Uzielli, Lazzaro (1925): Postkarte an Eugenie Hentze, Genova; Uzielli, Lazzaro (1929): Postkarte an Eugenie Hentze, Köln am Rhein.
[14] Vgl. Sondermann, Johanna (1971): Erbschaftsteuererklärung, Gummersbach.
[15] Vgl. Hentze, Eugenie (1958): Brief an Arthur Sondermann, Gummersbach.
[16] Vgl. Hentze, Eugenie (1958): Brief an Rolf Schnabel, Gummersbach.
[17] Vgl. Hentze, Eugenie (1958): Brief an Rolf Schnabel, Gummersbach.
[18] Vgl. Jaeger (1958): Brief des Notar Jäger an Eugenie Hentze, Gummersbach; Hentze, Eugenie (1958): Brief an Arthur Sondermann, Gummersbach; Hentze, Eugenie (1958): Brief an Rolf Schnabel, Gummersbach.
[19] Vgl. Sondermann, Arthur (1958): Brief an Eugenie Hentze, Gummersbach.
[20] Vgl. Hentze, Eugenie (1959): Brief an Rosemarie Pachaly, Gummersbach.
[21] Vgl. Hentze, Eugenie (1959): Brief an Notar Dr. Robbel, Gummersbach.
[22] Vgl. Amtsgericht Gummersbach (1968): Löschung des Wohnungsrechts Kaiserstraße 87, Gummersbach.
[23] Vgl. Sondermann, Johanna (1971): Erbschaftsteuererklärung, Gummersbach; Standesamt Gummersbach (1970): Sterbeurkunde der Eugenie Hentze, T. d. Friedrich Hentze und der Eugenie Sondermann, ausgestellt am 7. Dezember 1970.
[24] Vgl. Sondermann, Hanni (1970): Todesanzeige Eugenie Hentze, Gummersbach;Standesamt Gummersbach (1970): Sterbeurkunde der Eugenie Hentze, T. d. Friedrich Hentze und der Eugenie Sondermann, ausgestellt am 7. Dezember 1970.