Am 15. Dezember 1898 heiratete Christian Sondermann nach kurzer Verlobungszeit in Langendreer bei Bochum Johanna Trepper. [2a]
Johanna Trepper wurde am 14. Januar 1872 in Ümmingen bei Bochum geboren. Sie war die Tochter des Pfarrers Karl Heinrich Trepper und dessen zweiter Ehefrau Emilie Herdieckerhoff aus Frömern. In Ümmingen war Heinrich Trepper seit 1855 Pfarrer. [3] Mutter des Heinrich Trepper war Margarethe Grimm, die nach Familienüberlieferung mit den Gebrüdern Grimm verwandt war. Diese Überlieferung ist allerdings wahrscheinlich nicht richtig, da die Vorfahren der Margarethe Grimm aus Siegen kamen, während die Vorfahren der Gebrüder Grimm in Hanau zu finden sind.
Johanna Trepper war Handarbeitslehrerin und an der Königlichen Elisabethschule in Berlin ausgebildet worden. Die Elisabethschule in Berlin war Ende des 19. Jahrhunderts die älteste öffentliche Höhere Mädchenschule in Deutschland. [4]
Das Ehepaar hatte vier Töchter [5]:
Die Familie Christian Sondermann wohnte in Herdecke (Wetterstraße Nr. 50, nach Straßenumbenennung zwischen 1938 und 1941 dann Poststraße Nr. 9). Das unten abgebildete Wohnhaus wurde vermutlich von Christian Sondermann im Jahr 1906 erbaut. Eine Fotografie belegt, dass die Familie bereits 1911 das Haus bewohnte. Das Ehepaar Sondermann-Trepper lebte bis zum seinem Lebensende dort. [5a]
Im Jahr 1899 gründet Christian Sondermann zusammen mit dem Fabrikanten und ehemaligen Prokuristen der Wittener Bredt KG Emil Eckardt – dem Schwager seiner Frau Johanna Trepper – sowie dem Unternehmer Kommerzienrat
Gustav Vorsteher aus Wetter die Schaufel- und Spatenfabrik Eckardt Sondermann & Comp. G.m.b.H in
Herdecke. [5b]
Bald darauf, am Nachmittag des 15. April 1899, erfolgt die Grundsteinlegung des Fabrikkomplexes in Herdecke bei Hagen auf einem Grundstück am unteren Nacken, unmittelbar an der Bahnlinie Hagen-Dortmund. Nach Überlieferung soll Emil Eckardt zur Grundsteinlegung ausgerufen haben:
„Nur mit Mut, Ausdauer und Gottesvertrauen weiter ans Werk! Dann, so hoffe ich, werden die nun bald hier erstehenden Gebäulichkeiten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein Hort gemeinschaftlicher, zufriedenstellender und somit gesegneter Tätigkeit sein.“
Der Standort der Fabrik ist ideal gewählt, denn die Anlieferung der Rohstoffe und der Abtransport der fertigen Produkte sind durch einen eigenen Eisenbahnanschluß, den man gemeinsam mit der benachbarten „Herdecker Faßfabrik“ nutzt, gesichert. Neben den für die Herstellung von Spaten und Schaufeln notwendigen Fabrikeinrichtungen wird gleich auch ein Stahlblech-Walzwerk miterrichtet, um so die für die Produktion notwendigen diversen Stahlbleche nach Bedarf walzen zu können.
Nach zügigem Abschluss der Bauarbeiten kann bereits am 8. Februar 1900 die Produktion und der Vertrieb von verschiedenen Modellen an Schaufeln, Spaten und Pflugriestern mit einer Belegschaft von 84 Beschäftigten starten. Im Jahr 1903 wird diese Produktpalette mit dem innovativen „Idealspaten“ ergänzt. Der „Idealspaten“ ist der erste Spaten auf dem Markt, bei dem Blatt und Feder nicht genietet sind, sondern aus dem selben Stück gefertigt waren. Mit dieser Verbesserung ist der Spaten so gut wie unzerbrechlich. Im Produktkatalog des Unternehmens wird der Spaten im Jahr 1905 wie folgt angepriesen: „Unser geschlossener, konisch gewalzter, also verstärkter Idealspaten ist ohne Frage das Vollkommenste, was bis jetzt in geschlossenen Spaten fabriziert wurde, und wir sind die einzigen Fabrikanten, die denselben in dieser unerreicht hohen Vollendung herstellen. Nicht aus mehreren Stücken besteht er, nicht etwa ist er zusammengeschweißt oder zusammengenietet, wie sämtliche bisherigen Konkurrenzfabrikate, sondern mit Blatt und Ringdülle bzw. Federn ist er aus einem einzigen Stück hergestellt und bildet so ein einziges geschlossenes Ganze.“
Der „Idealspaten“ wird zu dem Erfolgsprodukt der Eckardt Sondermann & Comp. GmbH. Er erlangt Weltruhm und ist Grundlage dafür, dass das Herdecker Spatenwerk in den folgenden Jahren nicht nur zum größten Arbeitgeber Herdeckes, sondern auch zum führenden Unternehmen der Schaufel- und Spatenindustrie avanciert.
Innerhalb nur weniger Jahre findet das Produkt Absatz in aller Welt. Bereits im Jahr 1905 wird ein Drittel der Gesamtproduktion exportiert. Absatzmärkte sind u. a. die Türkei, Ägypten, Westafrika und China. Die Spezialkataloge des Unternehmens werden in den verschiedensten Sprachen in Druck gegeben und auch die Produkte selbst an die unterschiedlichsten Bedürfnisse der weltweiten Kundschaft angepasst. So enthält beispielsweise der in Deutsch und Russisch herausgegebene Katalog für Sibirien die Produkte „Sibirische Grubenschaufel“ und „Sibirischer Spaten“.
Bereits im Jahr 1902 haben die Gesellschafter die Einsicht gewonnen, dass ein gesundes Betriebsklima die Grundlage für ein motiviertes und produktives Arbeiten darstellt. Mit der für diese Zeit typischen patriarchalischen Unternehmereinstellung wird sich um die Belange der Belegschaft fürsorglich gekümmert. Beispielsweise ermöglicht man 1902 der kompletten Belegschaft einen Besuch der Industrie- und Gewerbeausstellung Rheinland-Westfalen in Düsseldorf auf Kosten des Betriebs. Diese Reise stellt wahrscheinlich den ersten „Betriebsausflug“ eines Herdecker Unternehmens dar. Die Arbeiter dankten es mit folgender Anzeige in der Hagener Zeitung.
Von dem wirtschaftlichen Erfolg der Fabrik profitierten seine Arbeitnehmer auch im Jahr 1906 durch den Bau einer kleinen Arbeitersiedlung oberhalb des Werkes an der Uhlandstraße in Herdecke. Die Siedlung umfasst Häusern mit je vier Wohnungen, entsprechenden Stallungen und einem kleinen Garten, die heute unter Denkmalschutz stehen
Die erste Krise des Unternehmens kommt mit dem I. Weltkrieg. Während die Nachfrage nach seinen Produkten durch den enormen Materialbedarf des deutschen Heeres noch weiter ansteigt, sind Arbeitskräfte hingegen Mangelware. So wird in weiten Bereichen die Produktion von Frauen betrieben.
Mit überstandenem Weltkrieg knüpft die Spatenfabrik an die Vorkriegserfolge nahtlos an. 1925 erfährt sie eine bedeutende Erweiterung und Umgestaltung. Bald darauf, im Jahr 1928, stirbt jedoch der Mitgründer und die treibende Kraft des Unternehmens Emil Eckardt. Ihm folgt sein Sohn nach, dem aber offensichtlich bedeutende Managementfehler angesichts einer schwierigen Gesamtwirtschaftslage unterlaufen, die bereits Ende 1928 die Eckardt Sondermann & Comp. G.m.b.H. in den Ruin führen. Am 21. Dezember 1928 geht das Unternehmen in Konkurs. Die gesamte Belegschaft von 240 Arbeitnehmern verliert damit drei Tage vor Weihnachten ihre Anstellung.
Nachdem die Produktion ein Jahr geruht hat und erfolglos versucht wurde die Konkursmasse zu liquidieren, übernimmt ein Konsortium um den Trauhänder Dr. Otto Thomashoff das Unternehmen, das nun den Namen Idealspaten- und Schaufelwalzwerke vorm. Eckardt & Co., G.m.b.H., Herdecke (Ruhr) erhält. [6]
Das Unternehmen produziert heute unter dem Namen IDEALSPATEN-Bredt GmbH und Co. KG und ist damit das älteste noch bestehende, von der Familie Sondermann mitgegegründete Unternehmen.
Für das Jahr 1919 ist belegt, dass Christian Sondermann auch eine Dynamobürstenfabrik (Kohlebürstenfabrik) in Vorhalle_(Hagen) betriebt. Diese brennt allerdings bereits 1921 oder 1922 ab. [7] Ab wann Christian Sondermann die Dynamofabrik betrieb, ist noch nicht in Erfahrung gebracht. Möglicherweise betrieb Christian Sondermann nach 1922 dieses Geschäft nur als Handel weiter. Im Zuge der Insolvenz der Schaufel- und Spatenfabrik verliert Christian Sondermann vermutlich auch dieses Unternehmen. [8] Zumindest im Jahr 1929, aber nicht mehr 1934, besteht die Dynamobürstenfabrik (als Handel) noch unter der Adresse des Wohnhauses des Christian Sondermann (laut Adreßbuch der Stadt Herdecke). [8a]
Christian Sondermann verstarb am 18. Dezember 1945 an derzeit nicht bekanntem Ort. Er hatte bereits im Jahr 1938 einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte und sieben Jahre von seiner Tochter Margarete gepflegt werden musste. Es wird berichtet, dass Christian Sondermann sein ganzes Leben rauchte. Damit hörte er auch nicht nach seinem Schlaganfall auf. Er konnte seine Pfeife nicht mehr alleine halten, sodass dies seine Tochter übernehmen musste. [8b]
Seine Frau Johanna starb kaum ein Jahr später am 3. Dezember 1946. Das Ehepaar wurde auf dem Friedhof in Herdecke beigesetzt. [9]