Paul Schultze heiratete am 9. Juli 1894 in Wesel Franziska Johanna Lans. Franziska Lans wurde am 1. September 1872 in Wesel geboren. Ihre Eltern waren Otto Julius Wilhelm Lans, Inhaber einer Kohlenhandlung, später eine Weinhandlung in Wesel, zuletzt Rentner in Hildburghausen, und Jvanna Arendsen de Wolff. [4] Nach Familienondit war Jvanna Arendsen de Wolff eine (uneheliche) Tochter des holländischen Königs. [5]
Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, die in Hildburghausen geboren wurden: [6]
Franziska Lans starb bereits mit 46 Jahren am 24. Dezember 1918 in Coburg. [7]
In zweiter Ehe heiratete Paul Schultze im Jahr 1922 in Hildburghausen Emma Judae. [8]
Aus der Ehe Schultze-Judae enstammt zumindet ein Sohn:
Nach Übertragung der Holzwarenfabrik Hildburghausen durch August Schultze auf seinen Sohn Paul wird erstmals im Adressbuch für die Stadt Hildburghausen im Jahr 1905 die Fabrik geführt als "Schultze, Paul, Büffelhornwaren- und Holzwarenfabrik, Gardinenhalter und Spielwaren, heilgymnatische Apparate, Sportartikel, Ruderboote, Holzhäuser, Eisfelderstraße 22", [9] wobei die Fabrik weiterhin unter "August Schultze Holzwarenwarenfabrik" firmierte. [10]
Die Fabrik verfügte 1905 bereits über einen Telefonanschluss. [11]
Paul Schultze trieb eine wesentliche Erweiterung des Produktprogramms des Unternehmens voran (siehe dazu die Erläuterungen zum Leben des August Schultze). Im Dezember 1940 berichtet die Eigentümerfamilie in einem Schreiben an die Stadt Hilburghausen: [12]
"Es wurden zusammenlegbare Holzhäuser gebaut, die an Ort und Stelle, teilweise auch im Ausland (Italien, Frankreich) von Gefolgschaftsmitgliedern aufgebaut wurden. Eine Bootsbauabteilung lieferte Ruderboote in allen Formen und Ausführungen weit über Deutschlands Grenzen. Mancher Teilnehmer des Weltkriegs hat auf Weihern französischer Parkanlagen Boote gefunden, deren verborgenes Herstellerschild als Geburtsort "Hildburghausen" angab.
Eine andere Abteilung fertigte Turn- und Gymnastikgeräte (Ruderapparate). Ferner wurden hergestellt: Größere Kinderspielwaren wie Kinderhäuschen, Zimmerschaukeln, Wagen aller Art usw. Diese Artikel wurden durch lebhafte Werbung in allen größeren Zeitschriften flott vertrieben und trugen wesentlich mit bei, dass der Name "Hildburghausen" einen guten Klang behielt."
Die Blütezeit des Unternehmens wird vermutlich um die Jahrhundertwende und in der Zeit bis zum I. Weltkrieg zu finden sein. Es wird berichtet, dass der Höchststand der Belegschaft bei etwa 150 Mann lag. [13]
Die 1920er Jahre schwächten die Vermögens- und Finanzlage des Unternehmens erheblich. Durch Inflation und Erbschaftsteilung verlor Paul Schultze einige Wohnhäuser, Lagerhäuser, Wiesengelände und auch das Betriebssägewerk Totenmühle. [14]
In den Beständen des Museums Hildburghausen hat sich ein Katalog des Unternehmens aus dem Jahr 1925 erhalten, der über die breite Produktpalette der Holzwarenfabrik Auskunft gibt. Nachfolgend sind zwei Seiten abgebildet [15]:
Die Holzwarenfabrik wurde von Paul Schultze bis zu dessen Tod im Jahr 1932 betrieben. Danach wird seine Witwe Emma Schultze geb. Judae Inhaberin. [16] Diese wird bereits 1930 im Adressbuch als Eigentümerin der wahrscheinlich nach 1924 neu gegründeten Holzwarenfabrik "Hildburgwerk" geführt. Dieses Werk wird im Jahr 1938 allerdings schon nicht mehr im Adressbuch geführt. [17]
Sie heiratete, möglicherweise 1934, Herbert Freimark. [18] Die Fabrik war Ende der 1930er Jahren vermutlich nicht nur kriegsbedingt bereits im Niedergang. So berichtet Emma oder Herbert Freimark, dass im Jahr 1940 nur noch 47 Mann beschäftigt und 15 (weitere) Mitarbeiter einberufen waren. Die Produktpalette umfasste zu dieser Zeit noch insbesondere Spielsteine, die ins europäische Ausland und Übersee geliefert wurden. Daneben bestand noch eine Abteilung Boootsbau sowie eine Abteilung Schulmöbelbau. [19]
Auf nachfolgender Fotografie der Holzwarenfabrik von 1938 ist gut zu erkennen, dass sich die Fabrikanlage einst ein großes Stück die Eisfelderstraße entlangzog. Ganz oben links ist das noch heute stehende Wohnhaus der Familie zu erkennen (siehe auch Fotografie in den Erläuterungen zum Leben der Julie Sondermann). Daneben nach rechts hin folgt zunächst ein niedriges Wohn- oder Fabrikgebäude mit Flachdach, gefolgt von zwei nebeneinanderstehenden Fabrikbauten mit Satteldächern sowie dahinterliegenden Anlagen. Auch der Fabrikschornstein ist gut sichtbar.
Nachdem 1954 die damals geschäftsführende Emma Freimark, verw. Schultze, geb. Judae verstarb, übernahm ihr Mann Herbert Freimark deren Stelle als persönlich haftender Gesellschafter. [20]
1957 wurde die Firma durch Gesellschaftsvertrag mit der Deutschen Investbank Berlin in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Die Firmenbezeichnung "Holzwarenfabrik August Schultze Hildburghausen" wurde beibehalten. Nachdem Herbert Freimark verstorben war, trat 1962 Frau Klara Freimark als Komplementär in die KG ein. Auf Beschluß der Gesellschafter ging die Firma am 1. Februar 1963 in Liquidation und wurde zum 31. Dezember 1963 aufgelöst. [21]
Das vermutlich letzte hergestellte Produkt der Holzwarenfabrik waren Spielsteine, die zumindest bis Anfang der 1950er Jahre gefertigt wurden. [22]
Paul Schultze wird in den Adressbüchern der Stadt Hildburghausen erstmals im Jahr 1895 mit der Adresse Totenmüllersgasse 222 geführt (d. h. Paul Schultze wohnte in der Totenmühle). [23] Im Jahr 1898 hat sich seine Adresse in Schlossgasse 2 geändert, [24] wo auch seine Schwester Agnes Schultze verh. Schwimmer wohnte. Ab spätestens 1900 lebte er dann (wieder) im Wohnhaus der Eltern ("an der Kapelle 262" bzw. "Eisfelderstraße 24"). [25]
Der von August Schultze aufgebaute Immobilienbesitz ging für die Familie bis Ende der 1930er Jahre wesentlich verloren: Zwischen 1913 und 1924 veräußerte Paul Schultze die "Schlossgasse 16" an Carl Schüerholz jun. Die Häuser "Oberer Kapellenstieg Nr. 4" (= die Totenmühle) und "Oberer Kapellenstieg Nr. 8" wurden zwischen 1924 und 1930 vermutlich an Ernst Koch vekauft. [26]
Paul Schultze verstarb am 26. Januar 1932 in Hildburghausen. [27] Er wurde am 3. Februar 1932 im Familiengrab Schultze auf dem Friedhof Hildburghausen beigesetzt (Urnenbestattung). [28]