Nachdem sich Eugenie Hentze im Februar 1876 mit Friedrich (Fritz) Hentze (junior) aus Voerde bei Hagen in Westfalen verlobt hatte [2], heiratete sie ihn am 3. Mai 1877 in Gummersbach. [3]
Friedrich Hentze junior wurde in Voerde als Sohn des Fabrikanten Friedrich Hentze senior und der Amalie Bölling am 18. April 1849 geboren und in Voerde am 24. Mai 1849 getauft. [4]
Bereits die Schwiegereltern Hentze waren in Voerde ansässig: Friedrich Hentze senior wurde am 6. Januar 1818 in Voerde geboren und verstarb dort am 5. Juli 1894. [5] Amalie Bölling verh. Hentze wurde am 21. Mai 1824 in Voerde geboren und verstarb am 25. Januar 1901 ebenfalls in Voerde. [6]
Friedrich Hentze junior wurde am 11. Oktober 1863 konfirmiert mit dem Spruch: "Bleibe fromm und halte dich recht; denn einem solchen wird es zuletzt wohlgehen" (Psalm 37, Vers 37, Lutherbibel). [7]
Wie sich das Ehepaar Sondermann-Hentze kennengelernt hat, ist nicht überliefert. Möglicherweise stand das Kennenlernen in Zusammenhang mit der Fabrik des Fritz Hentze senior, denn dessen Mitgesellschafter war Gustav Bergerhoff aus der Familie Bergerhoff, die im Raum Niederseßmar ansässig war.
Friedrich Hentze senior war in Voerde kein unbedeutender Mann. Er wurde am 17. Juni 1866 vom "Königlichen Landrath" als Vorsteher der Gemeinde Voerde bestätigt (die sich erst im Juli 1864 vom Amtsbezirk Haspe abgetrennt hatte) und am 1. Juli 1866 in sein Amt eingeführt. [8] Ab spätestens Dezember 1876 war er Gemeindrat von Voerde (gewählt von der ersten Klasse). [9] Er war langjähriger Vorsitzender des Vereins gegen Bettelei und Verarmung, Vorsitzender des Schützenvereins Voerde sowie Mitgründer und Ehrenmitglied des Voerder Turn-Vereins. [10]
Aus der Ehe Sondermann-Hentze gingen drei Kinder hervor:
Wie es für die damalige Zeit üblich war, wurden die Kinder mit der Kutsche zur Schule gefahren. [11a]
Möglicherweise litt Fritz Hentz junior an einem Hang zur Fettleibigkeit oder an einer chronischen Krankheit, denn er war bereits im Jahr 1881 in Kur. [12]
Vom Haus der Familie Hentze in Voerde hat sich unten abgebildetes Foto erhalten. Das Haus steht heute noch unter der Adresse "Wilhelmstraße Nr. 29".
Im Adressbuch des Jahres 1884/1885 für den Kreis Hagen wird "Friedrich Hentze junior, Drahtweberei und Verzinkerei" mit der Adresse "Wilhelmstraße Nr. 26" und "Friedrich Hentze senior, Drahtweberei und Verzinkerei" mit der Adresse "Wilhelmstraße Nr. 15" geführt, wobei allerdings die Wilhelmstraße Nr. 15 im Eigentum des Friedrich Hentze senior stand, die Wilhelmstraße Nr. 26 aber angemietet war. [13] Das Haus, das heute unter der Adresse "Wilhelmstraße Nr. 29" steht, könnte mit einem dieser Häuser identisch sein. Vermutlich standen die Fabrikgebäude der Drahtweberei und Verzinkerei angrenzend an das Haus, wurde aber abgerissen.
Der Schwiegervater der Eugenie Sondermann, Friedrich Hentze senior, gründete 1846 in Voerde eine Drahtweberei. Er produzierte Drahtgewebe und Drahtgeflechte u. a. für Reinigungsmaschinen, Zuckerfabriken und Brauereien. Im Jahr 1877 beschäftigte er 35 Arbeiter. [14] Vor Gründung seiner Drahweberei fabrizierte er Schaufel-, Hacken, und Gartenmesser. Das Geschäft war auch innovativ ausgerichtet. So meldete die Hagener Zeitung im Jahr 1880 eine Patentübertragung über ein zelegbares Drahtgitter vom 28. November 1879. [15]
Das Unternehmen hatte Friedrich Hentze mit Gustav Bergerhoff gegründet, der allerdings um 1865 verstarb. [17] Die Witwe des Gustav Bergerhoff, Sophie Griese, schied wenig später am 11. Juli 1867 aus dem gemeinsamen Unternehmen aus. Die alte Firma wurde gelöscht und eine neue Firma "Friedrich Hentze" eingetragen. [18] Auch die ursprünglich verwendete Firmierung war "Friedrich Hentze".
Dem Ehemann der Eugenie Sondermann, Friedrich Hentze junior, wird einen Monat nach seiner Heirat im Jahr 1877 von seinem Vater Prokura erteilt. [19] Entsprechend wird er zu diesem Zeitpunkt noch als Kaufmann und nicht als Fabrikant bezeichnet. [20]
Im Jahr 1880 nimmt das Unternehmen an der Ausstellung der Metall-Industrie in Düsseldorf teil. In einem Artikel zu dieser Ausstellung findet das Unternehmen Erwähnung: "Die Kunst aus verschiedenen Metallen dünne runde Fäden herzustellen, ist übrigens eine der ältesten, da sie schon den Völkern des Alterthums bekannt gewesen ist, und die Drähte werden heute, wie die Ausstellung zeigt, in einer Feinheit hergestellt, die den Beschauer in gerechtes Erstaunen setzen muß. Geflechte und Gewebe, wie sie auf Webstühlen leinwandartig oder geköpert hergestellt werden, um bei landwirthschaftlichen Reinigungsmaschinen, zu Sicherheitslampen, Fensterjalousien, Sieben und Haushaltungsgegenständen aller Art verwendet werden, sind reicher vertreten. Die verwendeten Metalle sind neben Eisen und Messing auch Kupfer und Silber. In der Feinheit der Gewebe sind vor Anderen C. S. Schmidt in Niederlahnstein, C. M. Pieper u. Co. in Limburg a. d. Lahn und Fr. Hentze in Voerde bei Hagen sehr bemerkenswerth." [21]
Einige Jahre später, 1882, wird Friedrich Hentze junior Teilhaber des Unternehmens [22]:
Wie aus Anzeigen der Jahre 1882 und1883 hervorgeht, betrieb das Unternehmen spätestens ab Mai 1882 eine Verzinkerei [23]. Es liegt die Vermutung nahe, dass mit dem Eintritt des Friedrich Hentze junior die Geschäftstätigkeiten auf die Verzinkerei erweitert wurden:
Kurze Zeit später am 13. August 1883 wurde Carl Hentze (Verwandtschaft unbekannt) als Prokurist bestellt. Eine Prokura des Carl Hentze wird indes eine Woche später wieder gelöscht, allerdings bezog sich diese Löschung noch auf die alte Firma. [24]
Wie aus einer Anzeige aus dem Jahr 1885 hervorgeht, verkaufte das Unternehmen zu dieser Zeit u. a. "[...] fertige Zäune, Grabgittern-Hühnerhöfen, Geländer, Balkonen etc. aus [...] zerlegbaren Drahtgittern (D. R. P. 9697) [...]" [25]
Friedrich Hentze junior wurde im Februar 1888 Alleingesellschafter. Für seinen Vater Friedrich Hentze senior wurde Prokura erteilt und die Prokura für Carl Hentze gelöscht. [26]
Kurze Zeit nach dem Generationswechsel expandierte Friedrich Hentze junior, denn er sucht im Juni 1888 mehrere tüchtiger Arbeiter. [27]
Anfang August 1898 wurde die Fabrik Hentze durch ein Gewitter stark beschädigt: [28]
Das Unternehmen erholt sich offenbar von dem Schadensfall. Im Mai 1899 meldet die Fabrik ein Gebrauchsmuster an: "Ein mit Oesen benähtes Band zur Verfestigung von Gardinen u. dgl. [...]". [29]
Nach dem frühen Tod des Friedrich Hentze junior mit nur 52 Jahren im Jahr 1901 [30] übernahm sein Sohn, Friedrich Hentze, die Leitung des Unternehmens und führte dieses noch zwei Jahre weiter bis sich eine günstige Gelegenheit zum Verkauf ergab. [31]
Nach dem Verkauf des Geschäftsbetriebs werden die Fabrikräume sodann im Jahr 1904 zur Vermietung angeboten: [32]
Seit 1893 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1901 war Friedrich Hentze Vertreter der Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha. [33]
Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit war er Gründer und Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Voerde sowie der Vorsitzende des Voerder Kranken-Unterstützungs-Vereins. [34]
Zwei Jahre nach dem Tod des Friedrich Hentze, schrieb die Freiwillige Feuerwehr in Voerde an seine Witwe Eugenie Hentze: [35]
"Voerde in Westfalen, den 14. Dezember 1903.
Sehr geehrte Frau Hentze!
In Folge eines einstimmigen Beschlusses der Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Voerde beehrt sich der unterzeichnende Commandant, Ihnen, verehrte Frau Hentze, ein Bild der Wehr zu überreichen, mit der Bitte, das kleine Geschenk anzunehmen, als ein Liebe- und Dankeszeichen der Wehr, das dieselbe dem Andenken Ihres verstorbenen Herrn Gemahls schuldig ist. Unvergesslich wird er in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Vörde sein und bleiben, welch große Verdienste der uns leider so früh entrissene verdiente Gründer und Förderer unserer Wehrsache treuselbst sich um diese erworben hat. Stets soll uns seine Treue und Sein in hervorragendster Weise bewiesenes Interesse von der guten Seite als ein leuchtendes Beispiel vor Augen stehen und so lange unsere Wehrsache besteht, bleibt sein Andenken bei uns ungetrübt und unvergesslich.
Mit vorzüglicher Hochachtung und Ergebenheit
Jüngermann, I. Hauptmann, Altfeld, II. Hauptmannn, [unleserlich], Schriftwart"
Mit nur 52 Jahren verstarb Friedrich Hentze am 20. Juli 1901. [36] Die Trauer um seinen Tod wurde in einer Reihe von Todesanzeigen bzw. Nachrufen festgehalten [37]:
Erhaltene Gedichte der Tochter Eugenie Hentze deuten darauf hin, dass der frühre Tod des Friedrich Hentze im weiteren Leben der Witwe Eugenie Hentze und der Tochter Eugenie Hentze eine tiefe Traurigkeit begründete. [38] In der ersten Zeit nach dem Tod des Friedrich Hentze war Eugen Sondermann der Familie eine wesentliche Stütze. [39]
Nach dem Tod des Friedrich Hentze löste seine Witwe den Hausstand in Vörde auf: [40]
Die Familie Hentze lässt sich um 1660 in Remlingrade/Herkingrade (heute beides Orte/Stadteile von Radevormwald) nachweisen. [41]
Der Großvater des Friedrich Hentze (verh. mit Eugenie Sondermann), ebenfalls mit Namen Friedrich Hentze, wurde in Rademvormwald 1791 oder 1792 geboren und kam zu einem nicht bekannten Zeitpunkt nach Voerde, wo er 1815 Johanne Sophie Marie Bilstein heiratete. Er war zunächst (ggf. bereits vor 1815) im Companiegeschäft "Gebrüder Bilstein u. Co." mit seinem Schägern Johann Peter Bilstein und Johann Friedrich Bilstein tätig. [42]
Nachdem er bereits ab 1820 selbstständig war [43], gründete er im Jahr 1827 in Voerde die "Eisen- und Messingwaarenfabrik und Hammerwerke Friedr. Hentze & Co.", die im Jahr 1873 im (Mehrheits-)Eigentum von Carl Hentze stand. [44] Im Jahr 1875 wird die Fabrik allerdings in Sandler's Industrie-Lexicon nicht mehr geführt. [45] Das Unternehmen ging Anfang der 1890er Jahre unter. Im Jahr 1894 wird das Konkursverfahren über das Vermögen des Carl Hentze (in Firma Friedrich Hentze & Co.) beendet. [46]
Um 1888 bestand in Voerde zudem die Unternehmung "Hentze & Wallrade", über deren Geschäfstätigkeit allerdings keine weiteren Kenntnisse bestehen. Im Jahr 1891 wird das Unternehmen aus dem Handelsregister gelöscht. [47]
Der oben genannte Friedrich Hentze (geb. 1791 oder 1792, gest. 1841) hatte folgende Geschwister: [48]
Friedrich Hentze (geb. 1791 oder 1792) mit hatte mit Johanne Sophie Marie Bilstein zumindest einen Sohn Friedrich Hentze (1818-1894). Friedrich Hentze (1818-1894) hatte mit seiner Ehefrau Amalie Bölling (1824-1901) zumindest folgende Kinder: [49]
Verwandtschaft bestand, vermutlich über die Familie Gutjahr, zur Familie Lohmann, denn Taufpaten der Kinder der Ehe Sondermann-Hentze waren Frau Amtmann Adelheid Gutjahr geb. Lohmann sowie Clara Rubens geb. Lohmann. [52]
Nach dem Tod ihres Mannes, vermutlich um 1904, verzog Eugenie Hentze mit ihren Kindern aus Voerde zunächst einige Jahre nach Gummersbach (vermutlich zu ihrem Bruder Eugen Sondermann). Wie aus dem erhaltenen Lebenslauf der Tochter Eugenie Hentze hervorgeht verzog die Familie danach nach Bonn in die Argelanderstraße Nr. 122, II. Stock, und wohnte dort bis Anfang der 1920er Jahre. Erstmals wurde sie im Adressbuch von Bonn im Jahr 1911/12 als "Hentze, Frdr., Ww., Privat." geführt. Vermultich verzog Eugenie Sondermann erst nach der Abschluss der Ausbildung der Tochter nach Bonn. [53]
Zwischen 1920 und 1922 zog Eugenie Hentze mit ihrer Tochter in ihre Geburtsstadt Gummersbach in das
Sondermann'sche Wohn- und Fabrikhaus in der Winterbecke. [54] Dort verstarb Eugenie Hentze geb. Sondermann am 18. Juni 1940 "nach schmerzvollem Krankenlager" mit 85 Jahren und annähernd 40 Jahren im Witwenstand. [55]