Carl Bauer heiratete in Bielstein am 7. August 1901 Pauline (Paula) Kind. Pauline Kind wurde am 16. Februar 1874 als Tochter des Fabrikanten Albrecht Kind (1826-1906) und der Willhelmine Fanziska Elisa Schöler (1836-1934) vermutlich in Hunstig geboren. [2]
Aus der Ehe Bauer-Kind gingen drei Kinder hervor: [3]
Albrecht Kind gründete nach internationalen Lehr- und Bildungsjahren in Hunstig im Jahr 1853 das heute noch bestehende Unternehmen "Albrecht Kind aus Hunstig (AKAH)". Nachdem zu Beginn des Unternehmens nur ledernde Jagdgegenstände produziert wurden, kam im Laufe der Zeit die bedeutende Büchsenmacherei hinzu. Im Jahr 1897 zählte die Belegschaft 100 Mitarbeiter. Geschäftsbeziehungen bestanden zu allen europäischen sowie zu südamerikanischen Staaten, zu deutschen und holländischen Kolonien, Japan, China und Sibirien. Im Jahr 1891 hatte der Unternehmensgründer Albrecht Kind die Geschäfte bereits in die Hände seiner Söhne Albrecht Kind junior und Wilhelm Kind gelegt. [4] Der Unternehmensgründer Albrecht Kind (senior) war der Vater der Pauline Bauer geb. Kind.
Carl Bauer absolvierte eine kaufmännische Lehre. Wo er seine Lehrjahre verbrachte, ist nicht bekannt.
Nach Hamburg verzog er vermutlich bereits vor 1897, denn am 5. Juli 1897 (Tag der Eintragung ins Handelsregister) wurde er zum Prokuristen der "Gerb- und Farbstoffwerke H. Renner & Co. Kommanditgesellschaft" bestellt. [5] Möglicherweise war Carl Bauer schon vor 1897 Angestellter dieses Unternehmens.
Dass Carl Bauer nach Hamburg zog, war sehr wahrscheinlich durch den Hintergrund seines Arbeitgebers Herman Renner begründet: Die "Gerb- und Farbstoffwerke H. Renner & Co. Kommanditgesellschaft" wurde im Jahr 1895 von Hermann Renner gegründet. Hermann Renner wurde 1863 in Derschlag geboren (als Sohn des Schuhmachers Christian Heinrich Renner und der Helene Mauelshagen) und kam 1885 nach Hamburg. Dort übernahm er eine Firma, die er unter obiger Firma zur Blüte brachte. Seine beruflichen Leistungen führten zu seiner Ernennung zum Königlich-Preußischen Kommerzienrat. Im September 1921 verstarb Hermann Renner in Hamburg. [6]
Im Jahr 1899 änderte das Unternehmen seine Rechtsform in eine Aktiengesellschaft. Um 1911 beschäftigte das Unternehmen ca. 200 Arbeiter. [7]
Die Gesellschaft hatte ihren Sitz in der Billh. (=Billhorner) Canalstraße. Die Hausnummern änderten sich mit den Jahren, ob aufgrund Expansion der Gesellschaft und/oder aufgrund von Umnummerierungen der Canalstraße ist derzeit nicht ersichtlich. [8]
Carl Bauer stieg im Unternehmen "Gerb- und Farbstoffwerke H. Renner & Co. AG" kontinuierlich auf: [9]
Spätestens Ende des Jahres 1922 schied Carl Bauer aus der Gerb- und Farbstoffwerke H. Renner & Co. AG aus. Durch seine langjährige Anstellung bei der Gesellschaft konnte Carl Bauer sowohl im Jahr 1908 bei Gründung der
Armaturenfabrik Friedrich Bauer & Söhne in Dieringhausen den Großteil des Gründungskapitals als auch ab 1922 seine Selbstständigkeit (siehe nachfolgende Erläuterungen) finanzieren. Entsprechend berichtet Willi Heine davon, dass Carl Bauer in Hamburg zu einem Vermögen gekommen war. [15] [16]
Am 1. Januar 1923 gründete Carl Bauer zusammen mit Max Albert Ernst Paul Günther und Herbert Morgens Engel die offene Handelsgesellschaft "Gerbstoffwerke Günther, Bauer & Co." [17] Carl Bauer war nicht nur Gesellschafter des Unternehmens, sondern dort auch, vermutlich als kaufmännischer Geschäftsführer, tätig.
Vom Eintrag ins Handelsregister abweichend wird das Unternehmen im Adressbuch der Stadt Hamburg im Jahr 1923 als "Günther, M. P., & Co." geführt. [18] In den nachfolgenden Jahren wird im Adressbuch die Firma indes entsprechend des Handelsregistereintrags mit "Gerbstoffwerke Günther, Bauer & Co." angegeben. [19]
Die Geschäftsadresse der Gesellschaft war zunächst bis 1925 "gr. Bleichen 31, Zimmer 231" (Hamburg). Vermutlich ebenfalls ab Gründung der Gesellschaft war die Fabrikation in der Kanalstraße 36 (Wilhelmsburg) ansässig, wenn auch erst ab 1925 im Adressbuch aufgeführt und vermutlich dann auch erst in Betrieb. [20]
Im Jahr 1923 wird im Adressbuch angegeben, dass als Spezialität "Quebracho-Extrakt" hergestellt wurde. [21] Im Jahr 1925 wird die Tätigkeit als "Fabrikation von Gerbstoff-Extrakten" bezeichnet. [22]
Wenige Monate nach Gründung des Unternehmens kam es mit dem ehemaligen Arbeitgeber des Carl Bauer zu Auseinandersetzungen. So erschienen folgende Artikel im "Hamburgischer Correspondent und Hamburgische Börsen-Halle" zum angeblichen Verkauf von Betriebsgeheimnissen der "Gerb- und Farbstoffwerke H. Renner & Co. Aktiengesellschaft" durch den Betriebsleiter Stumpf an die "Gerbstoffwerke Günther, Bauer & Co." (zum Vergrößern auf den Artikel klicken): [23]
Im Jahr 1926 war offenbar die Grüngsphase des Unternehmens beendet, denn die Geschäftsadresse (gr. Bleichen in Hamburg) wurde aufgegeben und die Gesellschaft in den Adressbüchern nur noch unter der Adresse Kanalstraße 36 (in Wilhelmsburg) geführt. [24] Ab 1926 findet sich in den Adressbüchern eine Beschreibung der Tätigkeit der Gesellschaft: "Gebextrakt-Fabrikation und Handel in sämtlichen Gerbstoffen, Fabrikation chemischer Produkte". [25]
Im August des Jahres 1927 ereignete sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Unternehmen (Kanalstraße 36) ein Großbrand in der Wilhelmsburger Getreide-Lagerhaus-Gesellschaft (Adresse: Kanalstraße 38). Zum Großbrand berichtete das "Hamburger Echo" mit einem Bild, das möglicherweise auch die Gebäude der Gerbstoffwerke Günther, Bauer & Co. zeigt: [26]
Die Gesellschaft war als eine "offene Handelsgesellschaft" gegründet worden. Im Jahr 1928 muss es zu einer Änderung der Gesellschafterstrutkur gekommen sein, denn ab dann wird die Gesellschaft in den Adressbüchern der Stadt Hamburg bzw. Wilhelmsburg als "Kommanditgesellschaft" geführt. [27] Wie aus späteren Quellen hervorgeht wurden vermutlich Gläubiger am Unternehmen als Kommanditist beteiligt während Carl Bauer und seine Kompagnons als Komplementäre im Unternehmen verblieben. So wird davon berichtet, dass eine französische Gläubigergruppe über eine Schweizer Holding maßgeblich am Unternehmen beteiligt war. [28] Die Beteiligung einer Gläubigergruppe am Unternehmen deutet auf ernste finanzielle Schwierigkeiten des Unternehmens hin.
Auch änderte sich im Jahr 1928 die Adresse des Unternehmenssitzes. Laut Adressbuch der Stadt Hamburg bzw. Wilhelmsburg war der Sitz des Unternehmens nun Kanalstraße 61/8 (Hamburg-Wilhelmsburg), [29] wobei das Unternehmen nicht verzogen, sondern eine Änderung der Hausnummerierung ursächlich war. [30]
Das Jahr 1931 war für das Unternehmen ein Schicksalsjahr:
Im Januar 1931 brach ein Großfeuer auf dem Fabrikgelände aus, das den Lagerschuppen und große Mengen an Rohstoffen des Unternehmens vernichtete. Die Presse berichtete darüber (zum Vergrößern auf den Artikel klicken): [31]
Im Mai 1931 vestarb Carl Bauer an einem Herzschlag (siehe Erläuterungen unten). In den Jahren 1932 und 1933 wurde in Adressbüchern daraufhin auch nur M. P. Günther als Inhaber des Unternehmens geführt. [32] Vermutlich waren die Erben des Carl Bauer weiterhin beteiligt, allerdings nur noch als Kommanditisten. Auch erfolgte beim Adressbucheintrag der Witwe Carl Bauer kein Querverweis mehr auf die Gesellschaft.
Im Juli 1931 beantragten die "Gerbstoffwerke Günther, Bauer & Co." den Bau eines neuen Fabrikgebäudes, um die Fabrikation des Unternehmens "Nordische Oelwerke" aufzunehmen. Die "Nordische Oelwerke" wurden offenbar kurz zuvor durch die Gerbstoffwerke übernommen: [33]
Möglicherweise in Verbindung mit der Übernahme oder aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung wurde der Sitz der Gesellschaft im Jahr 1931 in die "Spitalstraße 12, Semperhaus B" in Hamburg verlegt, wobei die Fabrikation weiterhin in Wilhelmsburg verblieb. [34]
Im Dezember 1931 ging die Gesellschaft insolvent. [35] Die Insolvenz war vermutlich auch Folge der grassierenden Weltwirtschaftskrise, auch wenn das Unternehmen bereits zuvor in finanziellen Schwierigkeiten war. Warum die Gerbstoffwerke Günther, Bauer & Co. ab 1928 in die Krise gerieten, ist nicht mehr bekannt. Überliefert ist, dass der Kompagnon des Carl Bauer (d. h. M. P. Günther) sich verspekuliert haben soll, sodass die Witwe Pauline Bauer geb. Kind bei ihrer Rückkehr mit den Kindern nach Wiehl (?) über keine oder über keine nennenswerte Mittel mehr verfügte. [36]
Die Insolvenz war schwerwiegend, denn der Konkursantrag wurde im Januar 1932 vom Amtsgericht Hamburg abgelehnt [37] und die Vermögenswerte der Gesellschaft wurden im September des Jahres 1933 zwangsversteigert [38]. Naheliegend ist, dass der Tod des Carl Bauer durch Herzschlag mit der schwierigen Lage seines Unternehmens im Zusammenhang stand (zum Vergrößern auf das Bild des Artikels klicken):
Zuletzt (ab 1933) war der Sitz der Gesellschaft laut Adressbuch "Glockengiesserwall 1". Die Fabrikation war weiterhin in Wilhelmsburg angesiedelt. [39]
Ab dem Jahr 1922 übernahm Carl Bauer bei der Gründung der "Anaplas Aktiengesellschaft" in Hamburg einen Sitz im Aufsichtsrat. (Gesellschaftsvertrag vom 15. Juni 1922, Eintragung ins Handelsregister am 13. Juli 1922). Gegenstand des Unternehmens war "[...] die Herstellung und Vertrieb von Bildwerken nach dem Anaplas-Verfahren, sowie der Betrieb aller Arten von Industrie- und Handelsunternehmen und die Beteiligung daran, sofern sie nach dem Ermessen des Aufsichtsrats und des Vorstandes den Interessen der Gesellschaft dienen." Als Grundkapital des Gesellschaft wuren 5 Mio. Reichsmark festgelegt. [40]
Die Wohnorte des Ehepaares bzw. der Witwe Pauline Bauer sind wie unten stehend überliefert. Im Hamburger Adressbuch lässt sich ein Eintrag für Carl Bauer erst ab 1901 finden (d. h. ab seinem Heiratsjahr), auch wenn Carl Bauer vermutlich bereits seit 1897 (Jahr der Bestellung als Prokurist der Gerb- und Farbstoffwerke H. Renner & Co. AG) in Hamburg ansässig war. Erster konkreter Beleg seines Wohnorts ist seine Heiratsbekanntmachung, in der im Jahr 1901 als Wohnort Hamburg angegeben wird. [41]
Karl Bauer verstarb mit nur 57 Jahren in Hamburg am 16. Mai 1931 an einem Herzschlag. Er wird beschreiben als "[...] ein in die tiefe gehenden Menschen, der eng verwachsen mit seinem Berufe, schlicht, arbeitsam und opferfreudig seine Pflichten voll erfüllte." [46] Zum Tod des Carl Bauer wurden folgende Traueranzeigen und Artikel veröffentlicht:
Seine Witwe Pauline Bauer geb. Kind kehrte daraufhin (zwischen 1932 und 1933) in die Heimat zurück und verstarb in Wiehl am 12. Oktober 1955. [47] Sie wurde auf dem Friedhof in Oberbantenberg beigesetzt. [48]